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Berlin: Studie: ICC-Abriss ist die billigste Lösung

Gutachter argumentierten gegen Sanierung – Neubau an der Stelle der Deutschlandhalle erwogen

Der Senat wird voraussichtlich noch in diesem Monat über das Internationale Congress Centrum (ICC) entscheiden. Derzeit wird in verschiedenen Senatsverwaltungen ein ICC-Gutachen des Architektenbüros Gerkan, Marg und Partner (gmp) geprüft. Vor der Sommerpause, die in Berlin am 4. Juli beginnt, strebt der zuständige Wirtschaftssenator Harald Wolf (PDS) eine Grundsatzentscheidung über das ICC an. Dabei stehen zwei Varianten zur Auswahl: ein Neubau eines modernen Kongresszentrums und anschließend Abriss oder Verkauf des ICC. Als Alternative stehen die Sanierung des ICC und der weitere Betrieb durch die landeseigene Messe Berlin GmbH zur Diskussion. Gegen die zweite Möglichkeit sprechen die Kosten: Nach Berechnungen von gmp würde allein die Sanierung der inzwischen 26 Jahre alten Technik im ICC fünf Jahre dauern und 146 Millionen Euro kosten. Der nötige Umbau einiger Säle wird im Gutachten mit weiteren 70 Millionen Euro veranschlagt.

Das ICC verfügt zwar über eine Bruttogeschossfläche von 152000 Quadratmetern, davon sind aber nur 10,6 Prozent tatsächlich nutzbar; fast 90 Prozent sind so genannte Verkehrsflächen oder technischen Einrichtungen vorbehalten. Die Messe würde das „Raumschiff“ an der Stadtautobahn am liebsten loswerden, weil es jährlich rund 16 Millionen Euro Verlust macht. Das ICC ist zwar der richtige Ort für große Kongresse mit mehreren tausend Teilnehmern; bei medizinischen Tagungen ist das Gebäude sogar Weltmarktführer. Doch in der Größenordnung bis zu 1000 Teilnehmern – und in diesem Bereich finden die meisten Tagungen und Kongresse statt – ist das ICC nicht wirtschaftlich. Die Messegesellschaft beneidet deshalb seit Jahren Einrichtungen wie das Estrel Hotel in Neukölln, das mit flexiblen Räumen und Sälen viel effizienter und profitabler arbeitet.

Der Abriss des Congresszentrums würde nach Angaben von Messe-Chef Raimund Hosch gut 30 Millionen Euro kosten. Der Wert des Grundstücks wird auf rund 19 Millionen Euro veranschlagt, sodass nach einem Grundstücksverkauf noch gut elf Millionen Euro für die Abrisskosten aufgebracht werden müssten. Sollte sich der Senat tatsächlich für den Abriss oder den Verkauf des ICC entscheiden, müsste zuvor ein neues Kongresszentrum entstehen, damit das Tagungsgeschäft fortgesetzt werden kann. Denkbar ist der Standort der Deutschlandhalle, die der Messe auch seit Jahren auf der Tasche liegt; allein die Wartung kostet zwei Millionen Euro jährlich.

Die Investitionskosten für ein neues Kongresszentrum mit rund 125000 Quadratmetern auf dem Gelände der Deutschlandhalle veranschlagen die gmp-Gutachter dem Vernehmen nach auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag. Allerdings wird das in Senatskreisen bezweifelt. Zum Vergleich: Das ICC hat vor 26 Jahren rund eine Milliarde Mark (gut 500 Millionen Euro) gekostet.

Einen Bericht der „Bild“-Zeitung, wonach Messechef Hosch einen „Geheimplan“ verfolge und aus dem ICC ein Shopping- und Event-Center machen möchte, dementierte die Messegesellschaft. „Es gibt keinen Geheimplan“, sagte Messesprecher Michael Hofer am Montag. Weitere Auskünfte lehnte er ab. Die Messe Berlin werde sich erst nach der Grundsatzentscheidung des Senats äußern. Ein mögliches Einkaufszentrum an der Avus wird in der Politik derweil skeptisch gesehen. „152000 Quadratmeter Einkaufsfläche am Ende des Ku’damms – das macht überhaupt keinen Sinn“, heißt es in Senatskreisen.

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