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Berlin: Süchtig auch nach Feuer: Der ewige Verlierer

Monatelang versetzte Frank B. als Serienbrandstifter die Reinickendorfer Autobesitzer in Angst und Schrecken.

Monatelang versetzte Frank B. als Serienbrandstifter die Reinickendorfer Autobesitzer in Angst und Schrecken. Bis zu seiner Festnahme im Juni diese Jahres beschäftigte er insgesamt 2300 Zivilbeamte. Seit Dienstag muss sich der 33-jährige Gelegenheitsarbeiter nun wegen Brandstiftung vor dem Landgericht verantworten. Laut Anklage soll Frank B. zwischen Februar und Ende Juni dieses Jahres in 36 Fällen Gartenlauben, Wohnmobile und Pkw angezündet haben. Gesamtschaden: eine halbe Million Mark.

Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor 28 geringfügige Fälle eingestellt. Was ihn zum Zündeln getrieben hat, konnte der wegen Betrugs, Diebstahls und Brandstiftung vorbestrafte Mann dem Richter nicht erklären. Aber dafür gab er zu, meist mit dem Vorsatz von zu Hause weggegangen zu sein, etwas anzuzünden. "Mir ging es nur um die Brände - Menschen wollte ich nicht schädigen!" erklärte Frank B. beim Prozessauftakt. Das Zündeln habe ihn zwar nicht sexuell erregt, aber wenn am darauffolgenden Tag etwas über seine Brände in der Zeitung stand, sei das schon ein erhebendes Gefühl gewesen, gab Frank B. zu. Gewiss für lange Zeit das letzte derartige Gefühl im Leben des Mannes, der zu den ewigen Verlierern zu gehören scheint. Aufgewachsen in Kinder- und Jugendheimen der DDR verließ Frank B. die Schule bereits nach der sechsten Klasse. Einen Beruf erlernte er nicht. Zeitweilig arbeitete er als Hausmeistergehilfe, dann in einer LPG. Bereits 1985 kam er mit der Justiz in der DDR in Konflikt, weil er einen Kälberstall abfackelte. Sechs Tiere kamen in den Flammen um, und Frank B. geriet in Strafhaft nach Bautzen.

Nach der Wende strandete er in Berlin, wo er einen Hang zum Glücksspiel an Münzspielautomaten entdeckte. Fortan steckte er jede Mark in diese Automaten. Nachdem er auch noch Kredite aufgenommen und verzockt hatte, begann er nach Auffassung des psychiatrischen Gutachters, seine kostspielige Sucht fortan mit Brandstiftungen zu kompensieren.

Wahllos kokelte er an Gartenlauben, Müllcontainern und schließlich auch an Kunststoffteilen von Kraftfahrzeugen herum. Häufig setzte er dabei den ganzen Wagen in Brand, und nicht selten geriet das Feuer völlig außer Kontrolle. So auch am 4. Mai dieses Jahres, als der Mann zunächst die Kunststoffteile an einem Audi 100 angezündet hatte. Nachdem das Fahrzeug Feuer gefangen hatte und sowohl der Motor als auch der Innenraum des Autos völlig ausgebrannt war, breitete sich das Feuer auf zwei weitere, in unmittelbarer Nachbarschaft abgestellte Wagen aus. Sie fielen ebenfalls den Flammen zum Opfer. Gesamtschaden allein dieses Feuers rund 20.000 Mark.

Das Gericht wird nun herausfinden müssen, ob und wie weit Frank B. therapierbar ist. Das Urteil wird am Donnerstag erwartet.

Peter Murakami

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