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Berlin: Süße Zeiten, bittere Zeiten

Die Veranstalter der Antiqitätenmesse Ars Nobilis müssen angenommen haben, dass junge Leute kein Interesse haben an alten Möbeln. Auf jeden Fall spazierten beim Empfang am Donnerstagabend im Automobilforum Unter den Linden fast ausschließlich Herrschaften mit ergrauendem Haar umher: Die, die es preußisch kurz trugen, vertraten die Titelträger, zum Beispiel Graf Lynar oder der Prinz zur Lippe.

Die Veranstalter der Antiqitätenmesse Ars Nobilis müssen angenommen haben, dass junge Leute kein Interesse haben an alten Möbeln. Auf jeden Fall spazierten beim Empfang am Donnerstagabend im Automobilforum Unter den Linden fast ausschließlich Herrschaften mit ergrauendem Haar umher: Die, die es preußisch kurz trugen, vertraten die Titelträger, zum Beispiel Graf Lynar oder der Prinz zur Lippe. Die, die es lang und fluffig zurückgeföhnt trugen, gehörten zu den Kunstschaffenden oder Sammlern: Ralph Nash zum Beispiel, der lange in London und Paris gelebt und sich dort einen Namen als Sammler überseeischer Kunst gemacht. Allein: Kaufen wollte auch er nicht an diesem Abend.

Der Empfang war eine bittersüße Angelegenheit. Süß, weil man bei jedem Rundgang durchs Untergeschoss des Automobilforums immer neue wunderschöne Stücke entdecken konnte – üppig dekorierten Schmuck aus dem Frankreich des 19. Jahrhunderts zum Beispiel oder zwei großformatige Porträts von Revolutionsführer Lenin zu Haus aus dem Jahr 1925.

Bitter war der Abend, weil die 16 Aussteller zwar großes Interesse verzeichnen konnten – etwa 15 000 Menschen haben die „Ars Nobilis 2002“ schon besucht – aber nur wenige Verkäufe. Die Menschen sparen eben. Und jetzt soll noch das Kunstsponsoring steuerlich nicht mehr absetzbar sein, schimpften einige. Woher soll nur die Rettung kommen für eine Branche, die Luxusgüter offeriert? Vielleicht hätte man doch mehr junge Liebhaber alter Dinge einladen und mit Wein versorgen sollen – die Käufer von morgen nämlich. rcf

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