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Berlin: Supermärkte machen es Räubern immer schwerer

Die Zahl der Überfälle auf Lebensmittelgeschäfte ist 2007 gesunken. Die meisten Filialen sind inzwischen besser gesichert

Die Zahl schwerer Überfälle auf Supermärkte ist in diesem Jahr gesunken. Waren es 2006 etwa 150, werden es in diesem Jahr nur noch etwa 100 sein, hieß es gestern bei der Polizei – trotz der aktuellen Raubserie. Auch Freitagabend versuchte ein Unbekannter, eine Penny-Filiale im Pankower Ortsteil Buch auszurauben. Er flüchtete, als eine Angestellte um Hilfe rief. Etwa zehn Überfälle gab es allein im Dezember. Kurz vor Weihnachten starb ein Wachmann, als er versuchte, in einer Reinickendorfer Filiale einen Räuber zu überwältigen.

Nicht immer standen Lebensmittelmärkte bei den Kriminellen so hoch im Kurs. In den 90er Jahren wurden noch häufiger Banken ausgeraubt, später traf es vor allem die Discount-Supermärkte, dann besonders oft die Drogerien. Doch die früheren Opfer schützen sich inzwischen immer besser. Als Erste machten die Banken und Sparkassen ihre Tresore durch technische Sicherungen unangreifbar. Als die Räuber auf Discounter auswichen, wurde auch dort nach einer Weile nachgerüstet. 2001 hatte zuletzt Plus auf Druck der Polizei seine Märkte gesichert. Danach bekamen vor allem die Drogeriekette Schlecker und die Filialen von Getränke-Hoffmann ungebetenen Besuch der maskierten Täter. Hier wurde es den Räubern nicht schwer gemacht: Oft gab es in den Geschäften nur einen Angestellten, den man mit einer Waffe zwingen konnte, den Tresor zu öffnen. So ein Überfall dauerte ein paar Minuten, so dass sich selbst 14-Jährige hier als Räuber übten. „Einen Schlecker machen“, nannten das die Jugendlichen. In den Jahren 2005 und 2006 gab es fast jede Woche einen Überfall bei der Billigkette.

Wie berichtet, hatte sich LKA-Chef Peter-Michael Haeberer 2005 persönlich beim Schlecker-Vorstand für mehr Sicherheit eingesetzt. Auf massiven Druck der Polizeiführung erklärte sich Schlecker schließlich bereit, Tresore einzubauen, die von der Kassiererin nicht mehr geöffnet werden können, sondern nur noch vom Wachschutz, der das Geld abholt. Nach und nach wurden alle 420 Filialen in Berlin und dem Umland gesichert. Mit Erfolg: „2007 gab es einen massiven Rückgang von Überfällen bei Schlecker“, sagt Manfred Schmandra, der zuständige Inspektionsleiter im Landeskriminalamt.

Seit diesem Jahr müssen Räuber zu Penny, Lidl und Co., wenn sie ein paar Hunderter erbeuten wollen. Da der Tresor für die Tageseinnahmen nicht mehr zu knacken ist, können sich die Täter nur den Tresor für das Wechselgeld von den Angestellten öffnen lassen. Dieses Geld muss über Nacht in der Filiale bleiben, damit morgens die Kassen bestückt werden können. Die Beute liegt in größeren Märkten in der Regel im niedrigen vierstelligen Bereich. Kleine Beute, doch eine hohe Strafandrohung: Für schweren Raub sieht das Gesetz eine Freiheitsstrafe „nicht unter drei Jahren“ vor.

Erleichtert wird das Treiben der Kriminellen nach Angaben der Polizei derzeit durch die späteren Ladenschlusszeiten. Um 22 Uhr sind die Straßen leerer als um 18 Uhr, und auch im Supermarkt ist dann das Risiko geringer, von einkaufenden Zeugen gestoppt zu werden. Dennoch: „Die meisten kriegen wir“, heißt es bei der Polizei.

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