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Rot steht für Liebe und Leben, Orange für Gesundheit, Gelb für das Sonnenlicht, Grün für die Natur, Königsblau für Harmonie und Violett für den Geist: Das ist die Regenbogenfahne, das Symbol der queeren Bewegung. Entworfen wurde sie 1978 vom amerikanischen Künstler Gilbert Baker. Schon seit Anfang Juni ist sie am Nollendorfplatz gehisst, in Berlins traditionellem Homo-Kiez.

© dpa

Symbol der Lesben und Schwulen: Eine kleine Geschichte der Regenbogenfahne

In den Tagen rund um den CSD ist sie in Berlin überall zu sehen: Die Regenbogenfahne. Doch wofür stehen die Farben eigentlich, und was unterscheidet sie von der Pace-Fahne? Eine kleine Flaggenkunde.

Flaggen stehen derzeit hoch im Kurs. Überall Fahnen, Wimpel, Winkelemente, ob straff im Wind wie beim Besuch der Queen oder flattrig erregt wie beim Streit um die Konföderiertenflagge drüben in den USA. Nicht zu vergessen die bunte Variante, wie sie gerade überall in Berlin zu sehen ist. Die Bezirke haben die Regenbogenfahne vor den Rathäusern hochgezogen, auch die Bundesministerien für Familie und Umwelt, der Friedrichstadt-Palast oder die Universität der Künste schmücken sich mit dem Emblem der homosexuellen Emanzipationsbewegung. Selbst die AOK bringt an ihrem gräulichen Ensemble am Halleschen Tor etwas Farbe ins Spiel. Schließlich steht mit dem Christopher Street Day am Samstag der höchste Homo-Feiertag des Jahres bevor.

Regenbogen ist nicht gleich Regenbogen

Achtung, Regenbogen ist nicht gleich Regenbogen. Den der Lesben, Schwulen, Bisexuellen und transgeschlechtlichen Menschen erkennen Kundige daran, dass sich das Rot oben befindet und das Violett unten, andersherum als bei der 1961 in Italien entstandenen Pace-Fahne der Friedensbewegung (die zudem einen siebten Streifen in Hellblau hat). Zum allerersten Mal wehte die Oben-Rot-Fahne auf einer Homosexuellenparade in San Francisco, auf den Tag genau heute vor 37 Jahren. Der Künstler Gilbert Baker hatte sich angeblich von Judy Garlands Song „Over the Rainbow“ dazu inspirieren lassen – Garland wurde schon zu einer Zeit als Homo-Ikone verehrt, als Madonna noch gar nicht geboren war. Coole neue Farbenlehre:  Rot für die Liebe, Orange für Gesundheit, Gelb für die Sonne, Grün für Natur, Königsblau für Harmonie, Violett für den Geist – und alle Macht der Vielfalt.

Der Regenbogen als Zeichen einer neuen Zeit  zieht sich durch die Jahrhunderte und Kulturen, von den Bauernkriegern im 16. Jahrhundert bis zu den indigenen Anden-Völkern, die ihre Unabhängigkeit zum Ausdruck bringen. Auch zum CSD hat die bunte Fahne in Berlin bereits Tradition. Vor 20 Jahren hisste die Schöneberger Bezirksbürgermeisterin die Fahne erstmals vor einem Rathaus, Kreuzberg und Tiergarten folgten. Der damalige Innensenator Jörg Schönbohm tobte und untersagte den Regenbogen vor Dienstgebäuden – vergeblich.

Vor dem Roten Rathaus weht die Fahne dieses Jahr nicht

Inzwischen macht das Land längst mit. Auch vor dem Abgeordnetenhaus wird die Fahne am Samstag hochgezogen, von Technikern beim Schichtwechsel, morgens um sechs. Nur vor dem Roten Rathaus weht der Regenbogen dieses Jahr nicht. Wegen des Koalitionskrachs um die Ehe für alle? Nein, wegen Bauarbeiten. Zur Zeit steht da schlicht kein Mast.

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