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Die ungenutzten Anzeigetafeln und Sitzmöbel im BER könnten auch anderer Verwendung zugeführt werden.

© Ralf Hirschberger/ZB

Synergieeffekte: Wie wäre es, das BER-Mobiliar für Flüchtlinge zu nutzen?

Angesichts der Berliner Probleme sind kreative Ideen gefragt. Vielleicht ließe sich ja die Ausstattung des BER sinnvoll für die Flüchtlinge nutzen. Ein Kommentar.

Berlin hat bekanntlich zwei ganz große Baustellen: den Flughafen und die Probleme mit der Unterbringung von Flüchtlingen. Beim Blick auf die jeweiligen Größenordnungen schwant auch dem Laien: Beides auf einmal geht schlecht. Aber wie wäre es, wenn wir uns auf die Suche nach den vielbeschworenen Synergien machen?

Ja, klar, die einschlägigen Witze haben wir hinter uns, es wird keine Feldbetten am Gepäckband geben und keine Suppenküche im Empfangsgebäude. Aber umgekehrt geht was: Soeben wurden eingelagerte Flughafen-Sitzbänke geholt, um den Wartebereich im neuen Bearbeitungszentrum Bundesallee ein wenig wohnlicher zu gestalten.

Kolumnist Bernd Matthies
Kolumnist Bernd Matthies

© Tsp

Das ist zumindest gut gedacht, denn wer mal ein paar Nächte unfreiwillig auf diesen Spezialmöbeln zugebracht hat, der weiß, wie perfekt sie die Kombination von Anziehung und Abschreckung verkörpern: Man setzt sich ahnungslos rein, die Stunden vergehen, und plötzlich tut der Rücken weh wie Sau. Und wer drauf übernachtet, braucht Bandscheiben aus Stahl.

Aber was bedeutet das für den Flughafen? Wird er nun ausgeschlachtet wie ein rostiges Auto, bis es dann so um 2019 herum heißt, nun sei der Rest auch nix mehr wert? In der Bundesallee können sie zweifellos noch mehr von diesen Sachen gebrauchen, zum Beispiel die Empfangs-Counter, an denen sympathische Uniformierte beim Einchecken das Gepäck wiegen, einsammeln und gleich direkt zur nächsten Notunterkunft schicken könnten, Irrläufer in Richtung Sydney oder Kassel-Calden eingeschlossen.

Auch das Anzeigesystem mit den großen Bildschirmen ließe sich nutzen: Lageso drei Tage verspätet, Wohnheim in Hellersdorf gecancelt, Busse nach Brandenburg: Boarding hat jetzt begonnen. Wenn selbst ein lendenlahmer Flughafen wie Tegel jedes Jahr drölfzig Millionen Menschen korrekt durchschleust, sollte die ungenutzte BER-Infrastruktur ja allemal mit ein paar hunderttausend Flüchtlingen zurechtkommen.

Das Ganze wäre jedenfalls eine zivile Variante und viel anheimelnder als das Sozialamts-Outfit der vorhandenen Ämter – zumal, wenn wir pensioniertes Bodenpersonal für den Betrieb gewinnen können. Die Leute sind sprachgewandt und nervenstark, verströmen Autorität und Weltgewandtheit.

Das sollte für ein paar Jahre reichen. Falls dann doch noch jemand den BER in Betrieb nehmen möchte, schaffen wir einfach das Zeug aus Tegel in die Bundesallee.

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