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T-Shirts auf der Bread & Butter: Immer gleich, immer anders

Kein Kleidungsstück ist so plakativ wie das T-Shirt. Botschaften auf der Brust können politisch, witzig oder albern sein, doch wirklich auffallen fällt schwer. Junge Shirt-Labels und Onlineshops setzen daher auf das Wissen der Masse.

Micky Maus war da. Notorious B.I.G. und C-3PO auch und Che Guevara und Karl Lagerfeld gleich mehrfach. Wer sich während der Fashion Week auf der Bread & Butter, der weltweit größten Messe für urbane Mode und Streetwear, umsieht, bekommt einige Prominenz auf Brusthöhe zu sehen. Und stolze Träger: Schau her, ich mag Karl Lagerfeld! Micky Maus war der Held meiner Jugend!

Streetwear ist die Mode, die eine Botschaft am direktesten rüberbringt. Und das bedruckte T-Shirt ist sein eifrigster Botschafter. Die Aussteller auf der Bread & Butter und Onlinestores wie Spreadshirt zeigen es: Print wirkt!

Das T-Shirt, einst nur ein T-förmiges Unterhemd, wurde in den vierziger Jahren in Amerika straßentauglich. Und zwar in der Politik: Der Präsidentschaftskandidat Thomas Dewey lies 1948 Wahlkampfshirts mit dem Slogan „Dew-it-with-Dewey“ bedrucken – sinngemäßig „Schaff’ es mit Dewey“. Zwar verlor er die Wahl, aber das mag mehr am Spruch als am T-Shirt gelegen haben. Denn zehn Jahre später gewann Dwight „Ike“ Eisenhower die Präsidentschaftswahl mit „I like Ike“-Shirts.

Heute ist das T-Shirt immer noch politisch, aber eben auch witzig, albern, werbend, alles zusammen. Wer will, trägt einen Barack Obama auf der Brust – entweder als Hoffnungsträger oder als „Big Brother“ des „Prism“-Geheimdienstprogramms. Ein T-Shirt ist immer auch ein Statement. Mit ihm daher immer noch aufzufallen, ist eine besondere Herausforderung für Designer.

„Du musst eigentlich immer neue Trends spontan umsetzen können“, sagt Michael Dietz. Er arbeitet für Dedicated, ein 2006 in Schweden gegründetes T-Shirt-Label. Ein T-Shirt sei das direkteste Medium, sagt auch Dedicated-Gründer Johan Graffner: der „ultimative Weg, dich auszudrücken“. Und damit ist es genau das, was Mode sein will. Graffners Label versucht, immer wieder neu zu sein.

Es gibt keine Hausdesigner, stattdessen einen Pool von knapp 70 Kreativen, die ihre Motive beisteuern. Für einen guten Entwurf zahlt Dedicated 200 Euro Honorar. Die meisten haben nichts mit Mode zu tun: Die Dedicated-Designer sind Hip-Hopper, Rockmusiker oder Streetart-Künstler.

Sinnsuche auf der Bread & Butter: Wer bin ich?, und wenn ja: Mit wie vielen T-Shirts zeige ich es?
Sinnsuche auf der Bread & Butter: Wer bin ich?, und wenn ja: Mit wie vielen T-Shirts zeige ich es?

© Doris Spiekermann-Klaas

„Viele Labels haben nur einen Stil und ein Image“, sagt der deutsche Mitarbeiter Dietz. „Wir hingegen sind mal stylish, mal edel, mal poppig, mal lustig.“ Ihm selbst würden auch nicht alle Motive gefallen – aber ihm gefällt, dass seine Kollegen in Schweden sich immer wieder Neues ausdenken. Es gibt 18 Läden weltweit, darunter London und Tokio. Berlin soll folgen. In seinem Onlinestore legt Dedicated zudem alle zwei Wochen neue Motive nach.

Auf den Prints wird viel mit Ikonen der Popkultur gespielt: Da hält sich David Bowie ein Smartphone wie eine Kompaktkamera vor das Gesicht oder ET stürzt beim Mondradeln vom Fahrrad. In der aktuellen Kollektion sind VHS-Kassetten oder Schallplatten zu sehen. Das sind im besten Fall Reminiszenzen für die Kinder der Achtziger und Neunziger. Notfalls ist es einfach nur hübsch anzusehen. „Retromotive sind ganz klar unsere Evergreens“, sagt Dietz, aber auch Hipster-Motive – Katzen, Sternennebel oder die „omnipräsente Eule“ – gingen gut.

Die Eule, mit kullergroßen Manga-Augen oder mit Dandy-Schnurrbart, führt auch die aktuellen Bestseller beim T-Shirt-Onlinehändler Spreadshirt an. Dahinter folgen Spruchshirts („Bitte nicht schubsen! Ich habe einen Joghurt im Rucksack“) und – saisonbedingt – Junggesellinnen-Motive.

Spreadshirt mit Sitz in Leipzig ist Deutschlands größter Onlinehändler für bedruckte T-Shirts. Im letzten Jahr orderten die Kunden rund drei Millionen Produkte. Das Unternehmen machte einen Umsatz von 65 Millionen Euro, 42 Prozent mehr als 2011. „Das T-Shirt ist das universellste und trotzdem das individuellste Kleidungsstück der Welt“, sagt Anja Greulich von Spreadshirt. Und gerade die Individualität komme bei den Kunden gut an. Jeder zweite Nutzer entwirft seine T-Shirts selbst. Und kann sie wieder auf dem Onlineshop anderen anbieten: Spreadshirt hat so ein Netz mit 35000 Hobbydesignern aufgebaut.

Tatsächlich individuell zu sein, ist jedoch auch mit einem T-Shirt nicht immer einfach: Die Musikkassette, den aktuellen Liebling unter Retrofans, gibt es bei Spreadshirt in ungefähr 300 verschiedenen Optiken.

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