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Berlin: Tafeln ab und Kreuze weg: Aus für HildebrandtsProjekte

Finanzministerium lässt Fassadenfotos „sehr bald“ entfernen Auch die Tage der Holzkreuze am Checkpoint Charlie sind gezählt

Als die „Arbeitsgemeinschaft 13. August“ gestern vor dem Bundesfinanzministerium mit einer Zeremonie an den Arbeiteraufstand vor 52 Jahren erinnerte, hingen ihre großformatigen Fototafeln noch an der Fassade: Schwarzweiß-Bilder, die Szenen des 17.Juni 1953 zeigen. Ein zeitlich begrenztes Projekt, das, geht es nach Alexandra Hildebrandt, der Vorsitzenden der AG, zur Dauereinrichtung werden soll. Doch die Tafeln an der Kreuzung der Leipziger Straße sollen definitiv weg – „sehr bald“, heißt es aus dem Finanzministerium. „Ein Gerichtsvollzieher ist bereits damit beauftragt, sich darum zu kümmern.“

Zwar will Alexandra Hildebrandt, Chefin des Museums Haus am Checkpoint Charlie, das Ministerium und den Bezirk Mitte bitten, die Tafeln noch hängen zu lassen. Doch der Konter aus Hans Eichels Behörde kam prompt: „Die Lage ist klar. Die Tafeln werden abgehängt. Unsere Position ist von einem Gericht bestätigt.“ Mitte Februar hatte die Arbeitsgemeinschaft ihre Berufung gegen das Urteil des Landgerichts zurückgenommen. Es hatte die AG im September 2004 verpflichtet, die Fotowände abzunehmen. Zuletzt scheiterte die Unions-Fraktion im Bundestag mit ihrem Antrag, die Fototafeln zu erhalten.

Auch einem anderen umstrittenen Erinnerungsprojekt von Alexandra Hildebrandt droht das Aus: der Mauerinstallation mit 1065 Holzkreuzen am Checkpoint Charlie. Auch in dieser Angelegenheit unterlag die Museumschefin vor Gericht. Das Landgericht urteilte im April, Hildebrandt müsse die Grundstücke räumen. Einen Termin legte die Richterin damals nicht fest.

Nun will nach Tagesspiegel-Informationen die Eigentümerin selbst das Gelände räumen lassen: die Bankaktiengesellschaft (BAG) Hamm, die die Rechte an beiden Grundstücken hält. Die streitlustige Museumschefin Alexandra Hildebrandt hält sich zurück. Sie will sich in der Angelegenheit derzeit nicht äußern, „um nicht die Kaufverhandlungen zu gefährden“.

Die BAG kümmert sich um die Abwicklung heikler Grundstücksgeschäfte und Insolvenzen. Vor einiger Zeit hatten die Zwangsverwalter deutlich gemacht, dass eine Vertragsverlängerung für die Flächen am Checkpoint Charlie nur zustande kommen könnte, wenn tatsächlich ein Ende der Installation garantiert ist. Ansonsten drohe ein Zwangsgeld in Millionenhöhe – mindestens aber von 100000 Euro für jeden weiteren Monat nach Pachtende, in dem die Kreuze stehen.

Marc Neller

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