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Tag der offenen Türen: Leser rennen offene Türen ein

Erklär mir meine Zeitung: Zum Tag der offenen Türen gab es am Askanischen Platz Informationen und Unterhaltung zum Thema Tagesspiegel – von seriös bis schrill, alles inklusive Bratwurst und Artisten.

Es gibt da noch etwas nachzuholen, meint Tagesspiegel-Geschäftsführer Joachim Liebler: „Wenn Sie einen Taxifahrer zum Tagesspiegel schicken, dann fährt der garantiert noch in die Potsdamer Straße.“ Und so war denn der Tag der Offenen Tür dieser Zeitung auch ein Weg, den Lesern zu zeigen, wie sich Redaktion und Verlag am neuen Standort am Askanischen Platz eingerichtet haben.

Das Interesse war gewaltig. Die vielen Räume erwiesen sich fast durchweg als zu klein für die Zahl der Neugierigen, die sich für die Kolumnisten des Tagesspiegels ebenso interessierten wie für die Einführungen in das Handwerk des Zeitungsmachens und die Selbstdarstellungen der einzelnen Redaktionen; die Hausführungen waren von Anfang an derart ausgebucht, dass die Organisatoren eine zusätzliche nach der anderen einschieben mussten.

Ohnehin konnte niemand an allem teilnehmen, da immer mehrere Veranstaltungen gleichzeitig liefen. Lieber Moritz Rinke oder Harald Martenstein zuhören? Ehepaare teilten sich auf, je nach persönlicher Vorliebe. Thomas Wurster als Geschäftführender Redakteur war viel gefragt als leitender Tagesspiegel-Erklärer und erläuterte beispielsweise die speziellen Anforderungen der Online-Ausgabe und den Umgang mit dem allseitigen Termindruck. Die Chefredakteure Lorenz Maroldt und Stephan-Andreas Casdorff berichteten aus ihrem Arbeitsleben, das bisweilen dem eines Ehepaars gleiche; „ich habe“, sagte Casdorff, „nicht nur einen netten Kollegen, sondern auch einen guten Freund gefunden, wenn das anders wäre, würde man es dem Blatt anmerken.“

Beide hatten zudem die Funktion der Herausgeber des Blattes zu erläutern, die sie als kompetentes Beratergremium schilderten. Einer der Betreffenden, Gerd Appenzeller, war derweil gerade dabei, zusammen mit Sportchef Robert Ide das Hertha-BSC-Buch der Sportredaktion vorzustellen; ein anderer Herausgeber, Giovanni di Lorenzo, befand sich zu dieser Zeit noch auf halber Strecke zwischen Berlin und Hamburg, bevor er zum Abschluss aus seinem Leben zwischen „Zeit“, Tagesspiegel und Talkshow erzählte.

Pausenlos Programm. Auf dem Hof an der Bernburger Straße räumte die Jazzcombo der Deutschen Oper ab, der Chor der nahen St-Lukas-Kirche intonierte ein Tagesspiegel-Lied, das die Sieben-Tage-Erscheinungsweise des Blattes prägnant in den Vordergrund stellte, die „Artistokraten“ zeigten Freiluftvarieté. Zitty-Zeichner Roland Brückner verfertigte „Mumpelmonster“ am laufenden Band, die aktuelle Titelseite mit einmontierten Fotos der Besucher ging weg wie geschnitten Brot, und auch das Restaurant hatte Glück, dass die Vorräte ausgesprochen reichlich berechnet waren.

Auch Spezialisten kamen auf ihre Kosten. Wissenschaftsredakteur Hartmut Wewetzer erklärte, wie wichtige Berichte aus Fachzeitschriften ihren Weg ins Blatt finden, und er musste sich gegen kritische Fragen wie beispielsweise jene verteidigen, warum das Blatt ständig den ungenauen Begriff „elektrischer Strom“ statt „elektrischer Energie“ verwende. Krankenhausexperte Ingo Bach machte mit den Feinheiten seines Tagesspiegel-Klinikführers vertraut, der Multi-Kolumnist Matthias Kalle warf sich vor die Kollegen und betonte, man sei als Kolumnist geradezu verpflichtet, Äpfel und Birnen zu vergleichen, und Kultur-Chef Rüdiger Schaper berichtete von seinen Erkenntnissen über den gerade wieder entdeckt werdenden Karl May.

Kein Bereich des Hauses hielt mit Informationen zurück. Ines Ganske von der Dokumentation führte Lesern vor, was die Zeitung an ihrem Geburtstag zu berichten hatte, die Anzeigenabteilung erläuterte ihre Arbeit, die Redaktion des Schwesterblatts Zitty zeigte ihren Berlin-Film, und Cartoonist Klaus Stuttmann zeichnete live. Schließlich amüsierte die „Beatboxcrew“ die Besucher – das Schräge und Schrille hat genauso seinen Platz beim Tagesspiegel wie die seriöse Berichterstattung.

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