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Das zerstörte Gotteshaus als Mahnmal: Die Gedächtniskirche in Berlin-Tiergarten.

© Thilo Rückeis

Tag des offenen Denkmals: Das Kulturerbe - die Gedächtniskirche

Alle Sorgen werft auf Gott: Am Tag des offenen Denkmals präsentiert sich die Gedächtniskirche als Ort von Einkehr und Inspiration.

Wer die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche betritt, kann in ihr Blau eintauchen. Über allen schwebt die Christusfigur, riesig, stumm, segnend. Kraftvoll setzte an diesem Sonntagmorgen die Orgel ein, vertrieb die letzte Müdigkeit aus den Knochen. Der Gottesdienst hatte begonnen.

Generalsuperintendent Ralf Meister begrüßte die Gemeinde auf Deutsch und auf Englisch. Eine gute Idee, denn viele Gottesdienstteilnehmer sind Touristen. Die Gedächtniskirche ist eines der Wahrzeichen Berlins und hat eine große Anziehungskraft, gerade am Tag des Offenen Denkmals. Meister nahm dies zum Ausgangspunkt seiner Predigt: Zum

Weltkulturerbe gehören nicht nur Häuser, sondern auch Landschaften und kulturelle Traditionen. Seine These war, dass das Christentum selbst eine Art Weltkulturerbe sei. Nicht als museale Erinnerung, sondern als ein Zeugnis, das es lebendig zu bewahren gilt. Wie sähe Deutschland ohne das Christentum aus, ohne die Sonntage als Ruhetage, ohne die Kirchtürme, die in vielen Orten die Silhouette der Stadt ausmachen, ohne die Wegkreuze, die an den Tod eines Menschen erinnern?

Und doch liege der Grund für dieses Weltkulturerbe tiefer. Denn das Christentum sei keine kulturelle Schöpfung, sondern Wille Gottes.

Die Häuser gehören dazu. So sind Kirchen Orte der Herkunft, der Lebensträume und der Hoffnung. Diesen Gedanken verknüpfte Meister in seiner Predigt mit dem liturgischen Thema des Sonntags: Alle eure Sorgen werft auf Gott. Keine schlechte Ermahnung angesichts der Summen, die für denkmalgeschützte Kirchräume benötigt werden. Der Gottesdienstbesucher konnte diese These in dem Choral „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ weiterdenken. Inzwischen schien aus den einzelnen Besuchern eine Gottesdienstgemeinschaft entstanden zu sein. Sie war zum Abendmahl eingeladen. Nur schade, dass es einer Gemeinde mit so vielen Besuchern im 21. Jahrhundert nicht gelingt, dazu auch Traubensaft anzubieten.

Wer die Kirche nach dem Segen mit vielen Anregungen aus der Predigt verließ, traf auf Besucher, die den Raum erleben und besichtigen wollten. Daneben steht der Turm, der in wenigen Tagen verhüllt wird. Die Arbeiten an diesem Denkmal und Wahrzeichen der Stadt beginnen, damit auch zukünftige Generationen sich von diesem Ort inspirieren lassen können.

Barbara Neubert

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