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Augenblicke. Die Fotografin der Charity-Auktion, Schauspielerin Eva Hassmann, zu Besuch in einer Kita in Santa Teresa. Noch viel mehr Kinder aus Favelas brauchen Bildung und soziale Unterstützung.

© Annette Kögel

Tagesspiegel-Charity für Straßenkinder in Rio: Finale für die Favelas

Die Copacabana ist im WM-Fieber – nebenan leben Rios Straßenkinder. Der Tagesspiegel hilft mit einer Auktion: Noch bis 4. Juli ist brasilianische Fotokunst mit Löw-Autogramm zu haben.

Der Sound der Sambatrommeln pulsiert durch die Seitenstraßen Rio de Janeiros an der Copacabana. Vor den Fernsehern der Churrascaria-Restaurants schwitzen Touristen in Sandalen und Shorts unter der üppigen Dschungelvegetation Brasiliens. Das Handy ist zum Schutz vor Dieben in der Innentasche der Shorts versteckt. In der anderen stecken ein paar Reais-Scheine Bargeld. Wen man auch spricht, viele wurden schon mehrfach überfallen. Sie sagen, man soll immer etwas zum Herausgeben für den Fall der Fälle bei sich haben.

Sie schmiegen sich auf dem Bürgersteig aneinander

Unweit des Fifa-Fanfestes sind auf der einen Straßenseite Polizisten bei einem Menschenauflauf im Einsatz. Auf der anderen Seite liegen in all dem Trubel zwei Jugendliche auf dem Bürgersteig, aneinandergeschmiegt, mit diesen typischen kleinen Käsebrotbällchen „Pão de queijo“ in den straßenschmutzigen Händen. Sie schlafen, wie im Rausch, und bekommen von all dem Trubel rund um die Fußball-WM nichts mit.

Freud und Leid, Reichtum und Armut, Belustigung und Bedrohung liegen in der Sechs-Millionen-Metropole am Atlantik dicht beieinander. Am Freitag spielt die deutsche Nationalmannschaft in der zweitgrößten Stadt Brasiliens gegen Frankreich. Bundestrainer Joachim Löw will den Menschen im Austragungsland der WM langfristig helfen.

Ein verschämter Blick, ein Foto zur Dokumentation. Gesehen nur wenige Minuten Fußweg entfernt in einer Seitenstraße an der Copacabana.
Ein verschämter Blick, ein Foto zur Dokumentation. Gesehen nur wenige Minuten Fußweg entfernt in einer Seitenstraße an der Copacabana.

© Annette Kögel

So haben er und auch Sänger Peter Maffay drei Charity-Kunstwerke der Schauspielerin und Fotografin Eva Hassmann mit einer Widmung und einem Autogramm versehen. Eines der Werke ist schon für 8300 Euro auf Ebay zugunsten eines Tabalugahauses in Rio versteigert worden. Wer eines der letzten beiden Fotokunst-Unikate, es sind „C-Prints/Gigasec on metallic paper“ in den Maßen 127 x 197 cm“, ersteigern will, hat nur noch bis zum morgigen Freitag Gelegenheit. Da ist nämlich das Finale der Auktion gemeinsam mit dem Tagesspiegel.

Hans Georg Näder ist Brasilienfan und Unternehmer mit sozialem Herzen

„Ich finde Rio einfach faszinierend, und ich möchte auch behinderten Kindern aus Favelas einen Schutzraum bieten, wo sie besondere Momente erleben können, ohne sich bedroht zu fühlen“, sagt Hans Georg Näder, während Makaken-Äffchen in den Bäumen an seinem Gästehaus „Maria Santa Teresa“ herumspringen. Als Geschäftsführer des Medizintechnik-Weltkonzerns und Paralympics-Sponsoren Ottobock hatte Näder die Idee, ein Tabaluga-Haus als Tagesstätte zu begründen. „Schritt für Schritt“ in enger Abstimmung mit einem lokalen Partner, der mit den schwierigen Gegebenheiten Rios vertraut ist. „Von der Ayrton-Senna-Stiftung habe ich viel Positives gehört, das wäre mein Wunschpartner, und auch Volkswagen ist ein in Brasilien gesellschaftlich sehr engagiertes Unternehmen“, sagt der engagierte Unternehmer, Mäzen und Sponsor. In Rios Künstlerviertel Santa Teresa lud er am Sonntag zum Charity-Barbecue in seine Pousada. Da wurde Fußball geguckt, Samba getanzt und Gregor Scholl sowie Michael Hanke von den Berliner Bar-Institutionen „Rum Trader“ und „Le Croco bleu“ mixten Cocktails. Ventilatoren sirrten, und Gäste blätterten durch die Kunstcharity-Projektbroschüre. „We thank our media partner Der Tagesspiegel“, steht da. Wir danken für die Chance, in Rio Armen helfen zu können. Charity-Initiator Näder möchte die „Daycare“-Einrichtung mit kreativen Angeboten gern zu den Paralympics in Rio 2016 eröffnen.

Ausschnitt einer Kunstfotografie. Eva Hassmann fing die Impressionen aus dem Rio-Stadtteil Santa Teresa ein, im Vorbeilaufen, immer in Bewegung. Noch zwei der großformatigen Bilder gibt es auf Ebay - Mindestgebot 7500 Euro.
Ausschnitt einer Kunstfotografie. Eva Hassmann fing die Impressionen aus dem Rio-Stadtteil Santa Teresa ein, im Vorbeilaufen, immer in Bewegung. Noch zwei der großformatigen Bilder gibt es auf Ebay - Mindestgebot 7500 Euro.

© Judith Hirsbrunner/promo

Wie effektive Hilfe aussehen kann, erlebte die Delegation aus Berlin in der Kita Creche Cantinho Feliz unweit der Favela in Santa Teresa, auch zum Schutz mit Sicherheitsnetzen verhangen. Die Sozialpädagogin Maria Fernanda Faveret führte durch das von der Stiftung Instituto Marques de Salamanca finanzierte Projekt. Einhundert Kinder könne man fördern, erzählt die 41-Jährige. Pädagogen und Psychologen wählen sie nach Elterngesprächen aus, viele kommen aus den Favelas, teils zu Fuß. Wie man am besten helfen kann? Mit Kunst, mit dem so geliebten Fußball? Die Brasilianerin sagt: „Mit Bildung, mit Sprachen.“

In die Favela wagen? Nein! Wir werden gewarnt.

Am Strand bearbeiten derweil Demonstranten ihre Sambatrommeln gegen Kommerz im Fußball, wie unsere PR-Frau und Brasilienkennerin Denise Bliesener von der Agentur "Wunderblock" für die Delegation aus Berlin übersetzt. Die Apothekerin Ana aus Rio klagt, man verdiene nicht wie erhofft, weil Leute wegen der WM Ferien haben und die Geschäfte ihretwegen zumachen. Alles werde teurer.

Als ein Fußballerbus zum Flughafen soll, stöhnt auf der Autobahn alles im Hitzestau. „Fuck Fifa“, steht auf einem Graffiti, und „Amor e Paz“. Von Liebe und Frieden ist nicht allerorten was zu spüren. Wir wollen zu den „Cracudos“, den Kindern, die für Drogen stehlen. Durch die Favela Rocinha sind wir schon gefahren, haben aus dem Autofenster fotografiert. Wir wollen aber zu Fuß rein. „Macht das, ich bleibe draußen und im Auto“, sagt ein Polizist, der früher dort bei Schießereien im Einsatz war.

Brasilien begeistert, Brasilien bewegt.

Zwei Charity-Kunstwerke von Eva Hassmann sind noch bis 4.7. zu haben, das Mindestgebot liegt bei je 7500 Euro. Besichtigung der Originalwerke im Atelierhaus auf Bötzow möglich, bis 4. Juli, Prenzlauer Allee 242, Do.–Sa. 15–20 Uhr, So. 14–18 Uhr und nach Vereinbarung. Eintritt frei.
Die Versteigerung bis 4.7.: www.ebay.de/usr/tabalugahaus2014.

Und die Facebookseite: mit Reiseblog aus Rio: www.facebook.com/tabalugagoesrio.

Alle Infos In Kürze: www.smh.io/tabaluga-goes-rio.

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