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Berlin: Tagesspiegel-Umfrage: Bürgermeisterfrage: PDS legt überall zu, Gysi sammelt auch im Westen Punkte

Von der Spenden- und Bankenaffäre und dem anschließenden Machtwechsel in Berlin hat vor allem die PDS profitiert. 22 Prozent der wahlberechtigten Berliner würden am Sonntag die Partei des Demokratischen Sozialismus wählen.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Von der Spenden- und Bankenaffäre und dem anschließenden Machtwechsel in Berlin hat vor allem die PDS profitiert. 22 Prozent der wahlberechtigten Berliner würden am Sonntag die Partei des Demokratischen Sozialismus wählen. Das sind 5 Prozent mehr als im März. In den Ostbezirken baut sie mit 45 Prozent ihre seit 1990 unangefochtene Spitzenstellung noch aus. Im Westteil der Stadt kommt die PDS jetzt auf 6 Prozent der Wählerstimmen, ergab eine repräsentative Umfrage von Infratest dimap im Auftrag des Tagesspiegel und des SFB nach der Kür der Spitzenkandidaten Klaus Wowereit (SPD), Frank Steffel (CDU) und Gregor Gysi (PDS). Grafik: Trauen Sie Gysi zu, die Probleme Berlins zu lösen? Gysi kann sich freuen: 29 Prozent der Wahlberechtigten trauen ihm zu, als Regierungschef die Probleme Berlins lösen zu können. Damit liegt er nur knapp hinter dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit, der auf 33 Prozent kommt. Steffel liegt mit 21 Prozent auf dem dritten Platz. Die Spitzenkandidatin der Grünen, Sibyll Klotz, war zum Zeitpunkt der Umfrage noch nicht nominiert. Während Wowereit im Westteil Berlins eindeutig als "Problemlöser Nr. 1" gilt (39 Prozent) - weit vor Steffel (25 Prozent) und Gysi (17 Prozent) -, hat der prominente PDS-Politiker im Ostteil die Nase mit 48 Prozent vorn. Es folgen Wowereit (25 Prozent) und Steffel (13 Prozent).

Könnten die Berliner ihren Regierenden Bürgermeister direkt wählen, hieße der voraussichtlich Gysi. In einer zusätzlichen Infratest/dimap-Umfrage im Auftrag des SFB und des ARD-Magazins Kontraste würden 36 Prozent der Wahlberechtigten Gysi wählen, 30 Prozent Wowereit und 22 Prozent Steffel. Auch in dieser Befragung liegt der Sozialdemokrat Wowereit im Westen und der Sozialist Gysi im Osten vorn. 95 Prozent der PDS-Anhänger würden sich für einen Direktkandidaten Gysi entscheiden, aber auch 43 Prozent der Grünenwähler und immerhin 8 Prozent der CDU-Sympathisanten. Ungefähr jeder vierte SPD- und FDP-Anhänger würde den PDS-Politiker wählen. "Gysi gelten die Sympathien, Wowereit gilt als kompetenter", sagen die Meinungsforscher.

Zum Thema Online Spezial: Machtwechsel in Berlin Das heißt aber nicht, dass die Berliner ihre Vorbehalte gegen die SED-Nachfolgepartei aufgegeben haben. Die kritische Haltung des PDS-Landesverbandes zum Mauerbau "und anderen Aspekten der DDR-Geschichte", festgehalten in Parteitagsbeschlüssen, beeindruckt nur eine Minderheit der Wähler. Nur 27 Prozent der Befragten halten die PDS deswegen für glaubwürdiger. Weitere 4 Prozent sagen, die PDS sei schon immer glaubwürdig gewesen. Selbst 25 Prozent der PDS-Anhänger halten ihre Partei trotz der Mauer-Kritik "nicht für glaubwürdiger". 62 Prozent der SPD-Wähler bleiben misstrauisch und 93 Prozent der CDU-Sympathisanten.

Zwischen Ost und West sind die Gewichte in dieser Frage verschoben. Eine größere Glaubwürdigkeit gestehen der PDS im Westteil Berlins nur 21 Prozent der Befragten zu. Im Ostteil sind es deutlich mehr: 37 Prozent. Weitgehend einig sind sich die Berliner aber in der Frage, ob Neuwahlen zu begrüßen sind. Sieben von zehn Wählern sagen Ja. Nur einer verschwindend kleinen Minderheit der SPD-, PDS- und Grünen-Anhänger wäre die Fortsetzung der Großen Koalition lieber gewesen. Die CDU-Anhänger denken anders: Nur 34 Prozent sind für Neuwahlen.

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