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Berlin: Tagesspiegel-Umfrage: Sonntagsfrage: Die Wähler sind nicht verunsichert

Alles geriet durcheinander: Die SPD kündigte nach über zehn Jahren die Große Koalition auf. Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) wurde von einer linken Mehrheit gestürzt und mit Hilfe der PDS ein rot-grüner Senat gebildet.

Alles geriet durcheinander: Die SPD kündigte nach über zehn Jahren die Große Koalition auf. Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) wurde von einer linken Mehrheit gestürzt und mit Hilfe der PDS ein rot-grüner Senat gebildet. Nach den Neuwahlen im Herbst schließt die SPD ein Regierungsbündnis mit der PDS nicht aus. Laut Umfrage von Infratest dimap beeindruckt das die Wähler wenig. "Wer geglaubt hat, der Tabubruch eines Zusammengehens der SPD mit der PDS würde eine verschiebung der politischen Gewichte in Berlin zur Folge haben, sieht sich getäuscht", sagen die Meinungsforscher. Grafik: Die Sonntagsfrage und die bevorzugte Senatszusammensetzung Die dramatischen Ereignisse der letzten Tage hätten nicht zu einer allgemeinen Verunsicherung der Wähler oder zu einem Anstieg der Politikverdrossenheit geführt, sondern zu einer "stärkeren Politisierung der Berliner". Der Anteil der Wahlmüden oder Unentschlossenen sank in den vergangenen zwei Wochen von 35 auf 25 Prozent. Würdeam Sonntag gewählt, bliebe die CDU mit 30 Prozent zwar stärkste Partei, müsste aber gegenüber der Wahl 1999 (40,8 Prozent) erdrutschartige Verluste hinnehmen.

Zum Thema Online Spezial: Machtwechsel in Berlin Die Sozialdemokraten lägen mit 28 Prozent fast gleichauf und könnten gegenüber der letzten Parlamentswahl fast 6 Prozent zulegen. Auch die PDS erreichte gut 4 Prozent mehr Wähleranteile als 1999. Die FDP schaffte mit 7 Prozent wieder den Sprung ins Landesparlament. Auf der Verliererstraße wären die Grünen, deren Abwärtstrend sich fortsetzt und die gegenüber 1999 ein Prozent Stimmenanteile abgeben müssten.

Das Wählerverhalten zwischen Ost und West bleibt weiterhin sehr unterschiedlich. Nicht nur bezogen auf die PDS. So käme die CDU im Westteil der Stadt noch auf 38 Prozent, im Ostteil erreichte sie mit 19 Prozent nur die Hälfte dieses Stimmenanteils. Sie wäre dort nicht mehr zweitstärkste politische Kraft, wie nach der Abgerdnetenhauswahl 1999, sondern rutschte auf den dritten Platz ab. Auf den zweiten Rang rückte die SPD mit 22 Prozent vor, während die Sozialdemokraten im Westen mit 32 Prozent viel näher als bisher an die CDU herankämen. "Geschwächt durch den Skandal um die Bankgesellschaft hat die Union auch und gerade viele West-Berliner Wähler verprellt", so Infratest dimap.

Die Grünen blieben mit 12 Prozent im Westteil Berlins solide verankert, im Osten lägen sie gleichauf mit der FDP bei nur fünf Prozent. Für die Freien Demokraten wäre das ein sehr gutes Ergebnis, zusätzlich könnte sie sich im Westen Berlins mit 8 Prozent der Wählerstimmen im Vergleich zu den Wahlen 1995 und 1999 sehr stark verbessern. Seit 1995 sind die Liberalen nicht mehr im Landesparlament vertreten. Andere Parteien hätten derzeit keine Chance, ins Abgeordnetenhas einzuziehen.

za

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