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Tagung der Evangelischen Kirche: Pilgermarsch zum Flughafen Tempelhof

Die Evangelische Kirche lud zum Kongress im einstigen Flughafen Tempelhof. Dort machte man sich Gedanken, wie die Kirche dem gewaltigen Mitgliederschwund begegnen kann.

Am Columbiadamm spielen Alphornbläser und ein Posaunenchor. Jugendliche mit bunten Pappschildern weisen den Weg zum Hangar 2 des einstigen Flughafens Tempelhof. Ein Strom von Menschen folgt ihnen: Trotz Regens pilgern rund 1000 evangelische Kirchenmitglieder aus Berlin, Brandenburg und Ostsachsen in die Halle, in der früher Flugzeuge instand gesetzt wurden. Denn die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz hat zum Perspektivkongress geladen: Unter dem Motto „Salz der Erde – Reform ist möglich“ wollen sich die Christen Gedanken über die Zukunft der eine Million Mitglieder zählenden Landeskirche machen.

Denn die Zahlen sind dramatisch gesunken. Seit 2004 hat die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz fast 20 Prozent ihrer Mitglieder verloren. Die Gemeinden sind überaltert: Es sterben erheblich mehr evangelische Christen, als Kinder getauft werden. Dazu kommen Austrittswellen, etwa wegen des geänderten Verfahrens des Kirchensteuereinzugs bei Kapitalerträgen. Und im Herbst stehen wichtige Personalwechsel in der Kirchenleitung an.

Es ist vor allem die Kreativität vor Ort, die zu mutigen Veränderungen führt“, sagt Bischof Markus Dröge in einem Referat. Die Kirche setzt auf Kommunikation: Während des 300 000 Euro teuren Kongresses beraten die Christen über die Zukunft der Volkskirche, die modernen Medien und die Kirche, den Beruf des Pfarrers oder die Kirchenfinanzen. Der gegenseitige Austausch von Menschen aus Berlin und ländlichen Regionen steht im Zentrum. „Es ist gut, dass die Kirche endlich den Weg nach vorne sucht“, sagt der Niederschönhausener Pfarrer Karsten Minkner. Der Schöneberger Kommunikationsberater Stefan Schult de Morais vermisst dagegen einen Perspektivwechsel: „Wir brauchen mehr Impulse von außen“, sagt er. „Wir müssen junge Leute stärker einbinden.“

Bischof Markus Dröge sieht seine Rolle eher als Mutmacher. „Es gibt ein depressives Wort in unserer Kirche: noch“, sagt Dröge. Immer wieder höre er Sätze wie: „Wir haben noch so viele Mitglieder, noch so viel Geld, noch so viel Kraft.“ Viel positiver sei es, stattdessen das Wort „doch“ zu benutzen: „Wir haben doch so viele Mitglieder, doch so viel Geld und Kraft.“ Die Kirche könne in ihrem Mut und ihrer Ausstrahlung nur wachsen.

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