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Berlin: Tamtam im Konzertsaal

Die Philharmoniker zeigten bei ihrem Tag der offenen Tür, wie vielseitig Instrumente sein können. Nicht nur der Bundestagspräsident war begeistert

Im Jahr der Fußball-WM geht offenbar nichts ohne einen Vergleich mit der Nationalmannschaft. Auch der Tag der offenen Tür der Berliner Philharmoniker kam nicht ohne aus. „Man stelle sich vor, die Nationalmannschaft würde so überragend spielen wie dieses Orchester“, sagt Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU), „wir bräuchten uns um den Fußball keine Sorgen zu machen.“

Lammert eröffnet am Sonntagvormittag im großen Saal diesen Tag der Musik mit einer gut gelaunten Ansprache, die aber auch mahnende Worte enthält. Deutschland sei nach wie vor das Musikland Nummer eins in der Welt, doch der Status sei gefährdet. „40 Prozent des Musikunterrichts an den Gymnasien fallen aus“, sagt Lammert, „an den Grundschulen sind es 80 Prozent.“ Das werde für das künftige Angebot an Konzerten und Opern nicht ohne Folgen bleiben: „Ohne Kenntnis entsteht kein Verständnis.“

An Interesse für die Musik scheint es jedenfalls nicht zu mangeln. Schon zum Eröffnungskonzert ist die Philharmonie voll. Sir Simon Rattle dirigiert die Schlagzeuger und Pauker der Philharmonie, die Frank Zappas „Black Page“ spielen. Nach der Eröffnung sind die Foyers von Philharmonie und Kammermusiksaal so belebt wie selten, einige tausend Besucher werden es sein. Vor allem Familien mit Kindern sind gekommen. Ihnen widmen sich Rattle und die Philharmoniker mit ihren musikalischen Erziehungsprogrammen – der viel umjubelte Film „Rhythm is it“ ist ein beredtes Zeugnis davon. Und auch in den Foyers geht es vor allem darum, die Musik zu entdecken.

Und seltene Instrumente vorzustellen. Zum Beispiel die beiden großen Glocken, die seit 2001 den Philharmonikern gehören und nur für die Aufführungen der „Fantastique“ zum Einsatz kommen. Oder es gilt die vielen Schätze zu bestaunen, die im Musikinstrumentenmuseum zu finden sind. Selbst das Intendantenzimmer ist an diesem Tag geöffnet – für Kammermusik, versteht sich. Und die Kinder werden überall musikalisch entführt, im Kammermusiksaal in einen Feengarten und im großen Saal in den Dschungel. Catherine Milliken und die Schlagzeuger demonstrieren, wie vielseitig diese Instrumente sein können. Lautmalerisch stellen sie Elefanten, Schlangen oder Löwen dar. Das kommt an. Einige Kinder lassen vor Aufregung ihre bunten Ballons los, die sie am Eingang in die Hand gedrückt bekamen. Am Schluss der Einführung spielen die Musiker Elton Johns „Circle of Life“ aus dem Disney-Film „König der Löwen“.

Wie es sich für ein großes Fest gehört, gibt es auch eine Tombola. Mit dem Erlös fördern die Philharmoniker das Pankower Hospiz „Sonnenhof“ der Björn- Schulz-Stiftung. Wer das große Los zieht, kann sich einen Traum erfüllen – einmal mit den Philharmonikern auf Konzertreise zu gehen, nach Prag, im Mai. Dem Bundestagspräsidenten erfüllen die Philharmoniker schon vorher einen Herzenswunsch. Weil er schon immer mal ein Tag lang Chef des Orchesters sein wollte, darf Norbert Lammert am Ende des Tages selbst zum Taktstock greifen.

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