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Und ab damit: Tanne "to go" - naja, fast.

© dpa

Tanne to go: Berliner Weihnachtsbäume auf großer Fahrt

Anders als früher entsorgt die BSR die Tannen nicht mehr in Berlin. Stattdessen werden sie per Lkw nach Sachsen gebracht. Außerdem muss die BSR dafür zahlen, während sie früher sogar Geld für das Holz bekam.

Die ausrangierten Weihnachtsbäume der Hauptstadt werden in diesen Tagen ihre letzte Reise antreten – quer durch Brandenburg und Sachsen und am Ende geradewegs hinein in den Heizkessel. Der ökologisch fragwürdige Transit steht schon zum zweiten Mal vor der Verbrennung: An Bord eines BSR-Lastwagens geht es für die geschredderten Bäume nach Dresden, wo sie in einer Laminatfabrik als klimafreundlicher Brennstoff verheizt werden. Doch anders als in früheren Jahren bekommen die Berliner Stadtreinigungsbetriebe kein Geld mehr für den Bio-Brennstoff – sondern zahlen trotz ständig steigender Energiepreise sogar drauf. Den Transport per Lkw organisiert Remondis, einer der größten deutschen Abfallentsorger. Da die 400 000 Weihnachtsbäume erfahrungsgemäß mehr als 2000 Tonnen Holzschnitzel ergeben, müssen rund 100 voll beladene Sattelschlepper sich auf die Tour nach Sachsen machen.

Auch die 2011er-Bäume mussten schon bis nach Sachsen-Anhalt zu einer Holzpelletfabrik reisen. Ihre Vorgänger aus den drei Jahren zuvor waren hingegen noch in den Berliner Heizkraftwerken des Vattenfall-Konzerns gelandet. Dadurch seien 2000 Tonnen Kohle gespart und etwa 3000 Tonnen CO2-Ausstoß vermieden worden, teilte die BSR damals mit. Im Jahr 2010 war das Geschäft sogar noch ökologischer, weil Vattenfall der BSR im Gegenzug über die gesamte Heizperiode verteilt naturbelassene Holzschnitzel für deren Biomasseheizung in der Gradestraße lieferte.

Nach Auskunft von BSR-Sprecherin Sabine Thümler wird die Verwertung der an sechs Orten zwischengelagerten Bäume jeweils ausgeschrieben. „Letztes Jahr haben wir noch ein wenig Geld bekommen, aber in diesem Jahr müssen wir zuzahlen“, sagt sie. Damit habe das Landesunternehmen, das seine Kosten hauptsächlich über die Müllgebühren finanziert, nicht gerechnet. Das Angebot von Remondis sei unter mehreren eingegangenen noch das günstigste gewesen.

Wie viel sie einst erhielt und jetzt draufzahlen muss, teilt die BSR nicht mit. Bei Remondis heißt es mit Verweis auf die ebenfalls stark schwankenden Preise für Altpapier, der Rohstoffmarkt sei nunmal sehr volatil. Nach Tagesspiegel-Informationen sind die Beträge allerdings marginal im Vergleich zu den Kosten fürs Einsammeln, die die BSR-Sprecherin auf etwa eine Million Euro schätzt. Immerhin müsse zwei Mal per Lkw die ganze Stadt abgefahren werden – unterstützt von externen Firmen, damit die Bäume schnell verschwinden.

Selbst verwerten kann die BSR das Holz laut Thümler kaum: Fürs firmeneigene Kraftwerk in der Gradestraße sei es zu viel auf einmal, die Verbrennung im Müllheizkraftwerk Ruhleben, das für umweltschädlicheren Brennstoff optimiert ist, sei sinnlos, Vergärung ineffektiv und Kompostierung nicht mehr zeitgemäß.

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