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Tanzen: Alter Revoluzzer: Der Wiener Walzer

Viele halten ihn heute für verstaubt. Doch der Wiener Walzer war in seiner Geburtsstunde, in den Siebzigern des 18.

Viele halten ihn heute für verstaubt. Doch der Wiener Walzer war in seiner Geburtsstunde, in den Siebzigern des 18. Jahrhunderts, der Revolutionär unter den Gesellschaftstänzen. Er löste das höfische Menuett als Maß aller Tänze ab. Ein Ländler, der vermutlich aus der „Allemande“, dem „Deutschen Tanz“, hervorging. Der Wiener Walzer galt als Symbol des politischen Umbruchs, die „Marseillaise des Herzens“. Es heißt, er habe Wien die Revolution erspart. Die Menschen tobten sich beim schnellen Drehen aus, tanzten ihre Aggressionen weg. Außerdem hatte der Walzer was Unanständiges. Die Fußknöchel der Damen wurden unterm gerafften Rocksaum sichtbar. Schlimmer noch: Die Paare berührten sich ständig. Der Wiener Kongress 1814/1815 verschaffte dem Walzer den Durchbruch, sein Dreivierteltakt ließ Johann Strauß, dessen Sohn Johann oder auch Peter Iljitsch Tschaikowski zu Stars werden. Der Wiener Walzer gehört zu den Standardtänzen des Welttanzprogramms. Mit zirka 60 Takten pro Minute ist er einer der schnellsten und anstrengendsten. Wer durchatmen will, entscheidet sich für den Langsamen Walzer (English Waltz). Korrekt ist der Walzer nur mit 360-Grad-Drehung. Nichts geht ohne Schwung. Das macht einen konditionell fertig, wirkt aber auch berauschend. Der Walzer gerät nicht aus der Mode, auf Bällen oder als Eröffnungstanz auf Hochzeiten wird er weiter gebraucht. Wer ihn richtig tanzen will, sollte ihn bei Profis lernen. Drei Tage vor der Hochzeit? „Reicht allenfalls für die Light-Variante“, sagt Jojakim Balzer vom Ballhaus Walzerlinksgestrickt. Halbe Drehung sozusagen. Susanne Leimstoll

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