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Tarifkonflikt: Streit um Erfolg des BVG-Streiks

1000 Mitarbeiter der Berliner Verkehrsbetriebe haben ihre Arbeit niedergelegt - mit ersten Folgen für den Nahverkehr, so Verdi. Die BVG hält dagegen und wirft der Gewerkschaft vor, vermeintliche Streikerfolge hochzuspielen. Verdi droht zudem mit einer weiteren Verschärfung.

Im erneut festgefahrenen Tarifkonflikt bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) streiken die Werkstätten den zweiten Tag in Folge. Die Auswirkungen der erneuten Arbeitsniederlegungen sind am Montag von den Tarifparteien unterschiedlich bewertet worden. Während die Gewerkschaft Verdi auf ausgefallene Fahrzeugen verwies, sprach die BVG von einem normalen Betrieb.

Verdi-Sekretär Frank Bäsler erklärte, dass seit den Morgenstunden auch zwei bislang weiterbetriebene Werkstätten im Ausstand sind, darunter die Hauptwerkstatt Grunewald. "Es gibt schon ein paar Betriebshöfe, wo Fahrzeuge ausgefallen sind", sagte Bäsler. Mehrere Fahrer stünden ohne fahrbereite Fahrzeuge da. Von Tag zu Tag steige die Zahl der nicht einsatzbereiten Fahrzeuge wegen fehlender Wartung, so Bäsler weiter. Bereits ab Wochenmitte sei mit Ausfällen im Fahrplan zu rechnen. Seit Montagmorgen befänden sich mehr als 1000 Mitarbeiter im Streik. Auch ein Vollstreik sei nicht ausgeschlossen.

Ein BVG-Sprecher hielt dagegen, dass Verdi vermeintliche Streikerfolge hoch spiele. Das Unternehmen versuche derzeit, "Alternativen für das Tanken und für die Werkstätten aufzutun". Auch der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Klaus-Peter von Lüdeke, forderte, "die verhinderten Reparaturen während des Streiks von privaten Werkstätten in Berlin erledigen zu lassen". Ziel des Senats müsse es sein, dass kein einziger Bus wegen des Streiks ausfällt. Auch Schienenfahrzeuge sollten durch Dritte repariert werden.

Hoffnung auf Wiederaufnahme der Verhandlungen

Der BVG-Vorstandsvorsitzende Andreas Sturmowski äußerte zuvor die Hoffnung, dass die Verhandlungen in dieser Woche wieder aufgenommen werden. Er sehe "absolut die Möglichkeit, sich zusammenzusetzen", sagte er am Montag im RBB-Inforadio. Der BVG-Chef zeigte sich auch zuversichtlich, dass die Gewerkschaft vorerst nicht die Fahrer von Bussen und Bahnen zu Streiks aufruft.

Sturmowski räumte zugleich ein, dass in der Frage der Lohnerhöhung für die sogenannten Altbeschäftigten die Positionen noch weit auseinander lägen. Dabei habe man sich bei den Verhandlungen in der Nacht zum Sonnabend sogar "noch weiter entfernt". Die BVG habe angeboten, dass die vor 2005 eingestellten Mitarbeiter 25 Prozent der Lohnerhöhung für die Neubeschäftigten bekommen. Verdi fordere dagegen 76 Prozent. "Das geht so nicht", sagte Sturmowski.

Bäsler: "Sarrazin ist einfach abgetaucht"

Für das Scheitern der Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft und dem Kommunalen Arbeitgeberverband (KAV) macht Verdi Finanzsenator und BVG-Aufsichtsratschef Thilo Sarrazin (SPD) verantwortlich. Dieser sei trotz Absprache nachts nicht mehr erreichbar gewesen. Ein Sprecher Sarazzins hatte die Vorwürfe am Wochenende zurückgewiesen. Bäsler sagte am Montag, noch immer werde auf eine Reaktion des Senators gewartet: "Aber Sarrazin ist einfach abgetaucht."

Am Nachmittag wollte die Verdi-Tarifkommission über das weitere Vorgehen beraten. Im Anschluss sind Beratungen des Kommunalen Arbeitgeberverbands (KAV) über Reaktionen und ein mögliches neues Treffen zwischen den Verhandlungspartnern geplant. (th/imo/ddp)

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