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Ein (nachgestellter) Taschendiebstahl

© dpa/Arno Burgi

Taschendiebe in Berlin: Wenn in der Geldbörse die Scheine fehlen

Nicht nur Touristen werden immer häufiger Opfer von Taschendieben, auch Berliner werden beklaut. Dagegen hat die Polizei die Soko "Tasche" verstärkt und gibt Tipps, wie man sich vor Dieben schützen kann.

Eines ist sicher: Trickdiebe finden immer neue Tricks. Und noch etwas ist ziemlich sicher: Geschnappt werden sie nur höchst selten. Nur vier Prozent der Fälle wurden 2014 aufgeklärt. 32.121 Fälle von Taschendiebstahl verzeichnet die gerade veröffentlichte Kriminalstatistik, 54 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Polizeipräsident Klaus Kandt und Innensenator Frank Henkel (CDU) hatten bei der Vorstellung der Zahlen betont, dass „Touristen bei den Opfern überrepräsentiert“ sind. Doch es trifft auch Berliner – und zwar nicht wenige. Innerhalb einer Woche schilderten vier Betroffene dem Tagesspiegel, wie sie bestohlen wurden:

Ein Grundschullehrer verspürte nur einen Ruck im Bus auf dem Weg zur Arbeit. Dass die Geldbörse weg war, merkte der Reinickendorfer erst später. Eine ehemalige Berliner Abgeordnete kann überhaupt nicht schildern, wie sie ihr Portemonnaie loswurde. Am Freitagnachmittag kaufte sie am Bayerischen Platz in Schöneberg ein Kinderbuch, wenige Meter weiter am Blumenladen konnte sie nicht mehr zahlen.

Täter stecken häufig das Portemonnaie zurück

Nur sein Geld, nicht die Börse verlor ein Fotograf an einen Unbekannten: In einem Selbstbedienungslokal in der „Mall of Berlin“ am Leipziger Platz wunderte sich der Berliner, dass der Mann am Nebentisch so wenig Abstand hält mit seinem Stuhl. Sicherheitshalber kontrollierte er die Hosentasche, die Geldbörse war noch da, alles in Ordnung. Bis zum nächsten Tag: Da erst bemerkte der Fotograf, dass alle Scheine fehlten. Später, bei der Polizei, erfuhr das Opfer: Der Täter wird beim Zahlen an der Kasse beobachtet haben, dass mehrere größere Scheine in der Börse sind und wo diese steckt. Dass das Portemonnaie zurückgesteckt wird, sei Standard, hieß es bei der Polizei. Der Diebstahl von Scheinen ist kaum zu beweisen, zudem fühlen die Opfer ihre Börse ja noch.

Nur eine Variante sind die Trickdiebe: Ein 75-jähriger Leser berichtete, wie ihm im U-Bahnhof Adenauerplatz mehrere hundert Euro gestohlen wurden: „Ein Mann sprach mich an mit der Bitte, ein 50-Cent-Stück in kleinere Münzen zu wechseln. Als ich das Münzfach meines Portemonnaies öffnete, zeigte er mit dem Finger auf eine Münze. Dabei gelang es ihm, von mir unbemerkt in das Fach für Geldscheine zu greifen. Als ich den Verlust der Scheine feststellte, sprang er die Treppen nach oben und war, bis ich oben ankam, spurlos verschwunden.“

Die Soko "Tasche" wurde verstärkt - mit ersten Erfolgen

Die Polizei nennt dies den „Geldwechsel-Trick“, es ist eine von 23 Varianten, die die Polizei auf ihrer Internetseite beschreibt. Am größten sei das Risiko im Gedränge, in Geschäften, bei Veranstaltungen und in Bussen und Bahnen. Selbstkritisch hat das Präsidium erkannt, dass bisherige Präventionsmethoden nicht ankamen. Deshalb arbeitet die Polizei jetzt wie die Täter – nur dass die Opfer etwas von der Aktion bekommen: nämlich einen heimlich angebrachten Warn-Aufkleber auf offen getragenen Taschen oder Rucksäcken.

Der „erfolgversprechendste Bekämpfungsansatz“ aber, so das Präsidium, seien Festnahmen auf frischer Tat. Doch nur 1043 Täter wurden 2014 festgenommen. Um mehr Täter festzunehmen, wurde im Dezember die Soko „Tasche“ personell verstärkt, teilte die Polizei mit. Zivilfahndern der Soko war es zum Beispiel kürzlich gelungen, acht Frauen in Moabit und Schöneberg festzunehmen. Die Ermittler beobachteten Unter den Linden, wie drei junge Frauen (15 bis 29) versuchten, eine Touristin zu bestehlen. Das Trio fuhr dann mit einem Taxi zum Hauptbahnhof, wo es „bei der Ausschau nach weiteren Gelegenheiten“ festgenommen wurde, wie das Präsidium berichtete. Am gleichen Tag nahmen die Polizisten fünf weitere Frauen (18 bis 28 Jahre) in der Tauentzienstraße fest. Sie hatten einer Touristin die Geldbörse gestohlen.

Auf der Seite der Polizei finden Sie eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Tricks, verschiedene Tricks mit Bildern nachgestellt, Tipps dafür, wie Sie sich schützen können und Hinweise dazu, wie Sie sich im Schadensfall verhalten sollten.

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