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Vom Kuppeldach des Fernsehturms drohen wegen des Tauwetters Eisplatten herabzurutschen.

© dpa

Update

Tauwetter an Heiligabend: Alexanderplatz nach Eis-Gefahr wieder frei

Viel Schnee und eine dicke Eisdecke brachten am Sonntag sogar die sonst so wetterfeste BVG aus dem Takt. Das Tauwetter bringt neue Probleme: Wegen der Gefahr herabstürzender Eisbrocken musste das Gelände rund um den Fernsehturm gesperrt werden.

Das Gelände rund um den Fernsehturm am Berliner Alexanderplatz ist nach der Sperrung wegen herabstürzender Eisbrocken wieder frei. Das Areal sei seit Sonntagabend wieder für Fußgänger begehbar, sagte ein Polizeisprecher am Montag. Wegen des Tauwetters mit Eisregen waren von der rund 200 Meter hohen Restaurant-Kugel größere Eisbrocken abgerutscht und auf den Platz gestürzt. Um die Passanten zu schützen, hatte die Polizei den Bereich Sonntag gesperrt. „Verletzt wurde niemand, Schäden gab es auch nicht“, sagte der Polizeisprecher. Am verkaufsoffenen Sonntag waren viele Menschen rund um den - samt Antenne - 368 Meter hohen Fernsehturm unterwegs gewesen.
Pünktlich zu Weihnachten setzt also Tauwetter ein. Weiße Weinachten? Weiß der Himmel, warum es wieder nicht geklappt hat. Statistisch ist das sogenannte Weihnachtstauwetter in Berlin ohnehin wahrscheinlicher als Schnee an Heiligabend. Aber diesmal kommt der Umschwung besonders heftig: Als am Samstagnachmittag in Berlin bei minus zwei Grad noch alles weiß überzuckert respektive eisgepanzert war, zeigte das Thermometer im knapp 300 Kilometer westlich gelegenen Hannover schon zwölf Grad plus, wie Frank Brennecke vom Wetterdienst Meteogroup berichtete. Die Frage war nur noch, wann genau der Wind auch hier von Ost auf Südwest drehen würde – und die Luft nicht mehr aus Sibirien, sondern von den Kanaren zu uns schieben würde.

Jetzt weht also ein anderer Wind in Berlin, der Wolken und Regen über die Stadt treiben wird, aber bestimmt keinen Schnee: Nach neun Grad am Heiligabend und sogar elf bis zwölf am ersten Weihnachtsfeiertag geht es bis mindestens Neujahr graugrün weiter.

Wenn etwas leise rieselt, dann also vorerst nur der Puderzucker vom Christstollen auf Teller und Teppich. Aber zumindest die Erwachsenen werden’s verschmerzen können – zumal jene, die sich am Sonnabend im Eiertanz über vereiste Gehwege bewegt oder den Eiskratzer am Panzer auf den Autoscheiben ruiniert haben. Sogar die sonst so wetterfeste BVG scheiterte am gefrierenden Regen: Entlang der U 3 zwischen Breitenbachplatz und Krumme Lanke fuhren fast den ganzen Tag über Ersatzbusse, weil die Züge keinen Saft mehr aus der dick vereisten Stromschiene ziehen konnten. Die Busse standen dagegen höchstens wegen automobiler Last-Minute-Einkäufer im Stau. Die großen Straßen waren frei, zumal der mit letzten Schneeflocken vermischte Eisregen genau wie erwartet eingetroffen war, so dass die BSR ihren Großeinsatz planen konnte.

Fast schon erstaunlich für diesen geschäftigen Sonntag waren die Unfallzahlen: Kaum zehn Unfälle zählte die Polizei pro Stunde, was einem ganz normalen Sonntag – ohne Glatteis und geöffnete Geschäfte – entspricht. Und die Rettungswagen der Feuerwehr waren nach Auskunft der Leitstelle sogar etwas seltener unterwegs als beispielsweise am Sonntag davor. Die Zahl derer, deren weiße Weihnacht aus einem Gipsbein besteht, ist demnach sehr überschaubar.

Bei der chronisch wetterfühligen S-Bahn fielen immerhin nur einzelne Züge aus. Familienbesucher, die auf die „große“ Bahn gesetzt hatten, mussten es ebenfalls überwiegend nicht bereuen. Im Gegensatz zu manchen Flugpassagieren: In Tegel und Schönefeld waren Verspätungen von einer knappen Stunde üblich, zumal in Tegel laut Flughafensprecher Lars Wagner von 12.05 bis 13.20 Uhr nur eine Startbahn nutzbar war. Auch wurden die Abstände zwischen den Flugzeugen zur Sicherheit vergrößert, so dass sich die Maschinen stauten.

Bleibt die Frage, wann die Tannenbäume draußen abgetropft sind und der Winter neuen Anlauf nimmt. Nicht vor dem Jahreswechsel, aber in den Wochen danach ganz bestimmt noch mal, sagt der Meteorologe: In Skandinavien und Osteuropa sei es extrem kalt, so dass sich bei veränderter Wetterlage der Gefrierschrank öffnen kann. So wie 2011, als auf grüne Weihnachten ein milder Jahreswechsel folgte – und es Ende Januar eiskalt wurde und schneite. (mit dpa)

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