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Berlin: Technik-Museum: Rosinenbomber über leeren Hallen

Es wird noch eine Weile dauern, bis die chinesische Opiumwaage im Anbau des Technikmuseums ihre Bewunderer findet. Bei der Schlüsselübergabe zu dem Bau aus Glas und Stahl am Landwehrkanal konnten die Gäste zwar das Exponat ansehen, mit dem chinesische Hofapotheker in der Zeit des Opiumkriegs die wertvolle Droge wogen, die aus Indien den Weg über die umkämpften Meere gefunden hatte.

Es wird noch eine Weile dauern, bis die chinesische Opiumwaage im Anbau des Technikmuseums ihre Bewunderer findet. Bei der Schlüsselübergabe zu dem Bau aus Glas und Stahl am Landwehrkanal konnten die Gäste zwar das Exponat ansehen, mit dem chinesische Hofapotheker in der Zeit des Opiumkriegs die wertvolle Droge wogen, die aus Indien den Weg über die umkämpften Meere gefunden hatte. Aber die noch überwiegend leere Schiffahrtsabteilung wird ab heute wieder geschlossen sein.

Scharfe Worte richtete Architekt Helge Pitz an den Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen: Der Neubau sei nichts anderes als ein "Schwabenstreich". Wegen der Sparwut des Senats sei der Bau nur über einen provisorischen Gang zu erreichen, es gebe keine Freiterrasse, die Rolltreppen fehlten. Und die lange Bauzeit sei eine Katastrophe, sagt er später: "Seit dreizehn Jahren sitze ich an diesem Projekt, normal sind drei", sagt er. Immer wieder hätte es wegen Geldknappheit Baustopps gegeben, es sei "ein Wunder, dass der Bau überhaupt fertig geworden ist".

Festredner Eberhard Diepgen legte sein Manuskript beiseite und bemängelte nach einigen feierlichen Worten, dass bei jeder Veranstaltung im Technikmuseum geklagt werde. Nun hätte es schon eine Luftfahrt-Etage, klage aber, dass kein Platz für Flugzeuge aus den 60-er Jahren sei. Ob hier am Ende noch ein Luftschiff ausgestellt werden solle, fragte er in die verdutzten Gesichter der Festgäste. Trotzdem lobte er das Museum als Beitrag zur Aufarbeitung der Berliner Geschichte und würdigte seine Besucherzahlen.

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Wissenschaftssenator Christoph Stölzl, Stadtentwicklungssenator Peter Strieder und Bahnchef Hartmut Mehdorn hielten keine Rede auf der Eröffnung des 140 Milionen Mark teuren Baus. Er wurde privat vorfinanziert, der Senat zahlt ihn über die nächsten 20 Jahre ab. Einen Teil der Baukosten übernahm die Kreditanstalt für Wiederaufbau. Ursprünglich war vorgesehen, ihn schon 1996 zu eröffnen.

Einige Großexponate stehen schon in den Hallen, zum Beispiel der rot-schwarze Dampfschlepper "Kurt Heinz", der vor 100 Jahren auf der Spree verkehrte. An seinem Rumpf kleben noch Ablagerungen vom Flusswasser. Und seit sechs Jahren wartet eine Kapitänskajüte aus Mahagoni in einer großen Holzkiste darauf, ausgestellt zu werden: Sie stand einmal auf der Yacht des österreichischen Kaisers Franz-Josef, bis sie 1918 nach dem verlorenen Krieg beschlagnahmt wurde. Innen sollen eine Flaggensammlung und das Telefon zu sehen sein, mit dem der Kapitän in den Maschinenraum sprach. An der Fassade des Neubaus, über einer Terrasse, hängt der Rosinenbomber "Skytrain". Die DC-3 der US-Luftwaffe flog 1948 Lebensmittel in das blockierte Berlin. Sie ist eine Dauerleihgabe des US-Luftwaffenmuseums in Dayton, Ohio.

Im Herbst 2002 sollen die Hallen eröffnet werden, hofft Museumsdirektorin Lieselotte Kugler. Denn für den Betrieb brauche das Museum jährlich sechs Milionen Mark zusätzlich, die der Senat noch nicht bewilligt hätte. Bis dahin gebe es Sonntags Führungen durch das Gebäude. Die Flächen, die leer stehen, sollen vermietet werden: So werde die Ausstellung "Bilder des Lebens" des Max-Planck-Instituts zur "Langen Nacht der Wissenschaft" im September gezeigt.

Christian Domnitz

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