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Berlin: Tegel soll ohne großen Umbau mehr Passagiere aufnehmen

Flughafengesellschaft prüft Erweiterung, um Tempelhof früher schließen zu könnenVON KLAUS KURPJUWEIT BERLIN. Das Ziel ist klar, der Weg dorthin aber nicht.

Flughafengesellschaft prüft Erweiterung, um Tempelhof früher schließen zu könnenVON KLAUS KURPJUWEIT BERLIN. Das Ziel ist klar, der Weg dorthin aber nicht.Die Flughafengesellschaft will die Anlage in Tegel so erweitern, daß deutlich mehr Passagiere und Flugzeuge abgefertigt werden können als heute.Dabei dürfen die baulichen Anlagen aber nur minimal verändert werden, denn sonst wäre ein aufwendiges Planfeststellungsverfahren erforderlich.Ein Ausbau Tegels gilt politisch aber als nicht durchsetzbar. Technisch wäre es allerdings überhaupt kein Problem, die Abfertigungskapazität in Tegel zu verdoppeln.Der preisgekrönte Entwurf des Architeken Meinhard von Gerkan sah von Anfang an den Bau eines weiteren Terminals vor, ausgestaltet wie das vorhandene Sechseck.Dort hätte es dann auch einen U-Bahnhof gegeben.Das zweite Sechseck wurde aber nie gebaut. Jetzt prüft die Flughafengesellschaft nach Angaben ihrer Sprecherin Rosemarie Meichsner alle Möglichkeiten, wie ohne bauliche Veränderungen doch noch mehr Passagiere durch den Flughafen geschleust werden können.In diesem Jahr sollen es etwa 8,5 Millionen sein, rund 10 Millionen könnten es nach den Vorstellungen der Geschäftsleitung in den kommenden Jahren werden.Die Frage dabei sei nicht: "Was wollen wir haben?" sondern "Was können wir uns leisten?" Da der Flughafen nur etwa bis zum Jahr 2007 in Betrieb bleiben soll, müssen sich alle Investitionen, die jetzt noch kommen, "rechnen".Rund 18 Millionen Mark steckt die Flughafengesellschaft derzeit in Schönheitsreparaturen, in einen neuen Fußboden und in ein neues Service-Center. Da man weitere Abfertigungsanlagen ohne baulichen Aufwand kaum noch schaffen kann, bleibt nach Meichsners Angaben vor allem die Möglichkeit, die Vorfeldpositionen zu erweitern.Dort warten die Maschinen, zu denen die Passagiere mit Bussen gefahren werden.Zudem versuche man, die Abfertigungsprozedur zu beschleunigen.Ein Schwachpunkt des Systems bleiben dabei die Gepäckanlagen, die nur mit einem enormen Aufwand umgebaut werden könnten. Hintergrund der Überlegungen der Flughafengesellschaft ist, wie berichtet, die Absicht, Tempelhof so schnell wie möglich zu schließen.Der Aufsichtsrat der Berlin Brandenburg Flughafen Holding (BBF) soll den Antrag auf der nächsten Sitzung am 19.September beschließen.Da die nach Tempelhof fliegenden Gesellschaften aber nicht nach Schönefeld wollen, wo es freie Kapazitäten gibt, versucht die BBF jetzt, ihnen einen Umzug nach Tegel zu ermöglichen. Gesellschaften, die in Konkurrenz zur in Tegel operierenden Lufthansa Ziele anfliegen, wären bei einem Start von Schönefeld aus benachteiligt, begründet Bernhard Liscutin von der belgischen Fluggesellschaft Sabena den Widerstand gegenüber einem Wechsel nach Schönefeld.Er glaubt nicht, daß es möglich sein wird, in Tegel die Kapazitäten zu erweitern.Gegen mehr Passagiere und Flugzeuge in Tegel hat sich auch die Initiative "Bürger gegen das Luftkreuz auf Stadtflughäfen" ausgesprochen.Sie hat Verkehrssenator Jürgen Klemann aufgefordert, den Plänen nicht zuzustimmen. Gebaut worden war der 1974 eröffnete Flughafen für jährlich 5,5 Millionen Passagiere; eine Zahl, die seit Jahren überschritten wird.Flughafen-Sprecherin Rosemarie Meichsner macht aber klar, daß die Erweiterung auf gut 10 Millionen Passagiere zu keinen Komforteinschränkungen führen dürfe, denn Tegel müsse bis zum Ausbau Schönefeld die "Visitenkarte im Berliner Flugverkehr" bleiben.

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