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Tegeler Hafen: Vermisstes Mädchen tot im Hafenbecken gefunden

Die achtjährige Anastasia kam offenbar beim Spielen am Tegeler Hafen ums Leben. Sie steckte in einem Abflussrohr fest. Erst am Donnerstagabend war in der Krummen Lanke ein Mädchen ertrunken.

Berlin - Alles Hoffen nutzte nichts. Am Freitagvormittag wurde die Leiche eines Mädchens gefunden, kurze Zeit darauf stand fest: die achtjährige Anastasia Bierkamp ist tot. Die Polizei geht davon aus, dass das Kind beim Baden ums Leben kam. Ein Gewaltverbrechen schließen die Ermittler nach bisherigen Erkenntnissen aus.

Die Leiche wurde gestern Vormittag von einer ferngesteuerten Kamera in einem etwa 35 Zentimeter dicken Rohr am Tegeler See entdeckt. Es dauerte mehrere Stunden, bis Taucher den festgeklemmten Leichnam bergen konnten.

Wie berichtet hatte Anastasia am Dienstagnachmittag am Tegeler Hafen im knietiefen Wasser gespielt. Der Vater sagte später aus, dass er seine Tochter um 15 Uhr aus den Augen verloren habe. Anastasia konnte schwimmen, besaß sogar das Seepferdchen-Abzeichen.

Offen ist die Frage, wie das Mädchen in das Rohr gelangen konnte. Eine Anwohnerin sagte, dass vor einer Woche ein Gitter entfernt worden sei, nachdem das Wasser für Reinigungsarbeiten aus dem Becken durch das Rohr abgelassen worden war. Die beiden Reinickendorfer Stadträte Peter Senftleben und Frank Balzer bestätigten gestern, dass das Rohr "offensichtlich nicht korrekt verschlossen" worden ist. "Das ist nun auch Gegenstand der Ermittlungen", sagte ein Polizeisprecher. Für die Reinigung habe das Bezirksamt eine Privatfirma beauftragt, betonte Senftleben.

Erst am Donnerstagabend war in der Krummen Lanke ein achtjähriges Mädchen ertrunken. Unklar ist weiterhin, ob dieses Kind schwimmen konnte und wie lange es allein im Wasser war. Die aus Sri Lanka stammende Mutter stehe unter Schock, hieß es bei der Polizei. Die 31-Jährige hatte am Ufer auf die zwei Jahre alte Schwester des Kindes aufgepasst.

Anders als in der Krummen Lanke ist am Tegeler Hafen das Baden verboten, betonte Sportstadtrat Frank Balzer. Er kündigte an, dass jetzt Badeverbotsschilder aufgestellt werden sollen, letztlich müssten aber die Eltern ihrer Aufsichtspflicht nachkommen. An allen innerstädtischen Kanälen oder der Spree sei das Baden verboten. Balzer sagte, dass bei der derzeitigen Hitze das Verbot aber massenhaft missachtet werde.

Nach Einschätzung des DLRG- Präsidenten Klaus Wilkens sind "Badeverbotsschilder wirkungslos". Nur Rettungsschwimmerstationen oder Aufsichtspersonal könnten das Risiko senken. Mit Sorge sieht die DLRG, dass immer weniger Kinder schwimmen lernen. So sei die Zahl in der Altersklasse 6 bis 20 um über 50 Prozent gestiegen. Kinder im Alter von Anastasia seien nicht in der Lage, selbst wenn sie schwimmen können, die eigene Kraft einzuschätzen. Im vergangenen Jahr starben in Berliner Seen acht Menschen, darunter ein Kind, im Supersommer 2003 waren es 13. (Von Tanja Buntrock und Jörn Hasselmann)

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