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Berlin: Telefonkette vor der Matheklausur Vergleichsarbeit: Weitere Lösungen im Internet

Bei den Vergleichsarbeiten der Zehntklässler hat es noch mehr „undichte“ Stellen gegeben als bisher bekannt. Gestern berichtete eine Lehrerin, dass auch die Lösungen für die Vergleichsarbeit in Mathematik vorab im Internet zu lesen waren.

Bei den Vergleichsarbeiten der Zehntklässler hat es noch mehr „undichte“ Stellen gegeben als bisher bekannt. Gestern berichtete eine Lehrerin, dass auch die Lösungen für die Vergleichsarbeit in Mathematik vorab im Internet zu lesen waren. Dies hätten ihr Schüler bestätigt. Die Lehrerin hat beschlossen, die Arbeit nicht zu korrigieren.

„Etwa ein Drittel der Schüler hatte die Lösungen vorher“, berichtet die Pädagogin, die in einer Gesamtschule in Tempelhof-Schöneberg unterrichtet. Diese Schüler hätten sogar noch unmittelbar vor der Vergleichsarbeit am Montagmorgen versucht, die Lösungen allen Mitschülern zugänglich zu machen: „Als ich in den Raum kam, stand ein Schüler an der Tafel und erläuterte die Funktionen, die dann in der Arbeit drankommen sollten.“

Die Lehrerin, deren Name dem Tagesspiegel bekannt ist, hat deshalb beschlossen, die Arbeit weder als Klassenarbeit zu werten, noch die Ergebnisse an die Senatsverwaltung für Bildung weiterzuleiten: Wie berichtet, soll ein Teil der Oberschulen ihre Resultate melden, damit Rückschlüsse auf die Tauglichkeit der Prüfungsaufgaben und auf den Leistungsstand der Schüler gezogen werden können. „Das kann man doch vergessen, wenn die Lösungen vorher bekannt sind“, meint sie. Die Schüler hätten regelrechte „Telefonketten“ gebildet und die Ergebnisse weitergereicht.

Die Senatsverwaltung wollte gestern noch keine Bilanz der ersten flächendeckenden Vergleichsarbeiten für Zehntklässler ziehen. Die Rückmeldungen der Schulen müssten zunächst abgewartet und ausgewertet werden, hieß es.

Viele Schulen wissen allerdings gar nicht, dass ihre Schüler die Lösungen vorab in Schüler-Chatrooms, anderweitig im Internet oder über die Kinder von Lehrern beschafft hatten. Auch nachdem der Tagesspiegel berichtet hatte, dass Lösungen im Internet aufgetaucht waren, hielt Bildungssenator Klaus Böger (SPD) an seiner Linie fest, die offensichtlichen Pannen kleinzureden.

Dabei kamen täglich neue Unregelmäßigkeiten ans Licht. Eltern berichteten von Klassen, in denen mehrere Schüler die Aufgaben vorab von Lehrerkindern erhalten hatten. Zudem hatte eine Schule einen wichtigen Teil des Englisch-Tests einen Tag zu früh schreiben lassen, so dass die Schüler die Aufgaben an ihre Freunde weiterleiten konnten.

FDP-Politikerin Mieke Senftleben forderte gestern, aus den Pannen Konsequenzen zu ziehen und die Aufgaben erst am Tag der Klausur an die Lehrer auszuhändigen.

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