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Berlin: Teltower Rübchen kalt erwischt

Der lange Winter hat die Ernte vermiest.

Teltow - Es sind noch Teltower Rübchen da. Schnee und Eis haben das berühmte Edelgemüse mehr als drei Monate lang im Boden gefangen gehalten, sagt Landwirt Axel Szilleweit. Von Januar bis Ende März habe er keine einzige Rübe verkaufen können. Das Wintergemüse sei buchstäblich festgefroren. Jetzt ist der Boden zwar aufgetaut, doch der Bauer könnte auf fast einem Drittel seiner Ernte sitzen bleiben. Denn mit dem April endet auch die Rübchen-Saison.

„Der Winter war so heftig, dass wir kaum eine Chance hatten zu ernten“, sagt Szilleweit. Er ist einer von zwei Bauern in Teltow, die das Gemüse anpflanzen. Noch bis Dezember habe er Rübchen verkaufen können, die er vorher geerntet und gelagert hatte. Als dann plötzlich der Winter kam, seien die Landwirte nicht mehr an die Rüben auf dem Feld herangekommen. „Wir haben noch knapp fünf Tonnen Rübchen in der Erde“, sagt Szilleweit. Und dort werden sie auch bleiben: Die Delikatesse wird wohl untergepflügt. Für den Betrieb sei das ein großer wirtschaftlicher Schaden.

Der Bauer baut die Spezialität, der der Winterfrost nichts ausmacht, auf einer Fläche von gut acht Hektar an. Teltower Rübchen wurden wegen ihres mild-süßlichen, aber auch scharfen Geschmacks schon von Goethe gerühmt. Um zu gedeihen, benötigen sie speziellen, eher kargen Boden, wie ihn die Hochfläche des Teltow bietet. Szilleweit verkauft seine Ware vor allem auf dem Hof, aber auch auf Märkten in Berlin und Brandenburg sowie direkt an die Gastronomie.

In früheren Wintern habe es immer wieder Wärmeperioden gegeben, in denen er das Gemüse ernten konnte, sagt Szilleweit. Nicht so in den vergangenen Monaten. „Es hat immer wieder geschneit.“ Mit Schneeschiebern hätten sie versucht, die Rüben zu befreien. Geklappt hat es kaum. So konnten lange gar keine Rüben geliefert werden. Umso ärgerlicher: Gerade das Frühjahr, die Zeit vor der Spargelsaison, zählt zur besten Verkaufszeit.

Der Bauer muss auch um die Ernte seiner anderen Rübensorten bangen: „Schwarzwurzel, Pastinaken und Haferwurz hätten schon längst im Boden sein müssen.“ Es sind traditionelle Rübensorten, auf die sich Szilleweit spezialisiert hat. Erst seit wenigen Tagen seien er und seine Mitarbeiter damit beschäftigt. Ernteeinbußen werden kaum zu vermeiden sein, sagt Szilleweit. „Ich befürchte, dass das Gemüse nicht mehr rechtzeitig reif werden kann.“

Für die Teltower Rübchen der nächsten Saison gibt es aber Entwarnung. Sie werden erst später gesteckt und dann wieder ab Oktober geerntet. Gern würde der Landwirt seinen Rübenacker in Teltow vergrößern, doch angesichts immer neuer Einfamilienhäuser rings um den Hof an der Ruhlsdorfer Straße wird es eng fürs Rübchen. Tobias Reichelt

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