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Tempelhof: Mehr Profit ohne Flüge

Die Chancen, das riesige Flughafengebäude in Tempelhof wirtschaftlich nutzen zu können, sind nach Ansicht von Experten besser, wenn es keinen Flugbetrieb gibt.

Der große Leerstand sei „flughafenbedingt“ und nicht auf das Gebäude zurückzuführen, sagte am gestrigen Freitag Matthias Bick von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben auf dem Fachforum der Stadtentwicklungsverwaltung zur Nutzung des Gebäudes ohne Flugverkehr. Der bei einem Flugverkehr erforderliche Sicherheitsbereich erschwere derzeit die Vermietung vieler Flächen. Von den 236 000 Quadratmetern, die genutzt werden können, stünden derzeit rund 100 000 Quadratmeter leer.

Bei einem kompletten Leerstand würde die Unterhaltung des Gebäudes in den ersten vier Jahren fast 13 Millionen Euro kosten, sagte der Architekt Frank Arnold, dessen Büro bereits mehrere Gutachten zur Nachnutzung erarbeitet hat. Allein für den nachträglichen Brandschutz, der erforderlich ist, wenn die Flughafenfeuerwehr abzieht, sind 5,7 Millionen Euro veranschlagt.

Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) will aus dem Gebäude eine „Adresse für Kultur, Medien- und Kreativwirtschaft“ machen. Mehr weiß man noch nicht. Wichtig sei, für den Bau eine Nutzung zu finden, die es bisher in Berlin nicht gebe, sagte Bick. Es bringe nichts, wenn es nur zu Verlagerungen innerhalb der Stadt komme.

Bick, der sich seit vier Jahren mit der möglichen Nachnutzung beschäftigt, sieht gute Chancen, zum Beispiel den Filmbereich oder auch Privatuniversitäten für das Tempelhofer Gebäude interessieren zu können. Vor allem die Hangars könnten so hervorragend genutzt werden. Im Gespräch als Nutzer sind bereits die Filmstudios aus Babelsberg. Die Berlin-Brandenburg Aerospace Allianz (BBAA) hat vorgeschlagen, aus den Hangars einen Themenpark Luft- und Raumfahrt zu machen.

Die Luftfahrtunternehmen, die in Tempelhof bleiben wollen und sich deshalb gegen die Aufgabe des Flugverkehrs wehren, brauchen aber Abstellhallen für ihre Flugzeuge. Theoretisch könnte das Gebäude auch von der Start- und Landebahn getrennt werden; dann müssten aber neue Hangars gebaut werden.

Die Bauhistorikerin Elke Dittrich wies darauf hin, dass die Schließungspläne für Tempelhof nicht neu sind. Schon während des Baus in den 30er Jahren sei für Hitlers Architekt Albert Speer klar gewesen, dass der Flughafen in den 50er Jahren dichtgemacht werden müsse. Geplant war danach ein Tivoli-Gelände nach dem Vorbild Kopenhagens. Neue Flughäfen sollte es an den Autobahnkreuzen außerhalb der Stadt geben. Klaus Kurpjuweit

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