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Berlin: Tempelhof schließt Ende Oktober

Flughafengesellschaft will sich zurückziehen – ohne neuen Betreiber darf kein Flugzeug mehr starten oder landen

Die Entscheidung ist gefallen. Auf dem Flughafen Tempelhof wird der Flugbetrieb Ende Oktober eingestellt. Die bei der Stadtentwicklungsverwaltung angesiedelte Luftfahrtbehörde wird nach Tagesspiegel-Informationen dem Antrag der Flughafengesellschaft entsprechen, sie aus der ihr bisher auferlegten Betriebspflicht zu entlassen. Damit kann sich die Flughafengesellschaft wie geplant Ende Oktober aus Tempelhof zurückziehen. Dort wird es dann keinen Flughafenbetreiber mehr geben, der unter anderem für die Besetzung des Towers und für die Flughafenfeuerwehr zuständig ist. Es wäre kein Flugverkehr mehr möglich.

Ein förmliches Verfahren für die endgültige Schließung, die bereits beantragt ist, soll noch folgen. Solange nur die Betriebspflicht der Flughafengesellschaft, deren Eigentümer Berlin, Brandenburg und der Bund sind, aufgehoben ist, kann sich ein anderer Betreiber um die Betriebsrechte bewerben. Würde ein neuer Betreiber die Rechte erhalten, könnte der Flugbetrieb weitergehen. Interesse haben bereits die Fluggesellschaften dba und Germania gezeigt, die von der in Tempelhof sitzenden Windrose Air unterstützt werden.

Ein erstes Gespräch mit der Flughafengesellschaft, vermittelt vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), ist für Mitte Juni vorgesehen.

Im ersten Schritt wollen die in Tempelhof sitzenden Fluggesellschaften allerdings zunächst klagen und die Flughafengesellschaft zum Weiterbetrieb zwingen. Sollten sie auch vor Gericht scheitern, würden die Tempelhof-Befürworter beantragen, die Betriebsrechte zu übernehmen, kündigte Thomas Stillmann, Geschäftsführer der Windrose Air, an. Windrose Air hat in Tempelhof fünf Flugzeuge stationiert, die samt Besatzung gemietet werden können. Eine weitere Maschine ist bestellt. Die Idee zur Übernahme des Betriebes in Tempelhof hat Stillmann gemeinsam mit den Fluggesellschaften Germania und dba entwickelt. Beide Gesellschaften hatten angekündigt, Flüge nach Tempelhof verlegen zu wollen. Konkretisiert wurden die Angebote bisher jedoch nicht. Dem Weiterbetrieb müssten der Bund und das Land als Eigentümer zustimmen. Germania hat bisher eine Maschine dort stationiert und fliegt ab Tempelhof nach Griechenland. Im Herbst soll das Fluggerät auf vier Maschinen aufgestockt werden. Die eingesetzten „Fokker 100“ zählten zu den relativ leisen Passagiermaschinen, betont Stillmann. Zum Weiterbetrieb sollen nur die Gebäudeteile übernommen werden, die für den Flugbereich erforderlich sind, sagte Stillmann. Die zum großen Teil nicht vermieteten Räume verursachen einen erheblichen Teil der finanziellen Verluste in Tempelhof. Eigentümer sind der Bund und das Land. Die Flughafengesellschaft hatte in der auf Wachstum ausgerichteten Euphorie nach der Einheit den gesamten Komplex gepachtet. Nach der Befreiung aus der Betriebspflicht will sich die Flughafengesellschaft auch von den Immobilien trennen. Gespräche dazu finden derzeit statt.

Für den erwarteten Passagierzuwachs reichten die derzeitigen Anlagen in Tegel und Schönefeld nicht aus, ist Stillmann überzeugt. Deshalb solle Tempelhof offen bleiben, bis der Flughafen Berlin-Brandenburg International (BBI) eröffnet ist. Dies ist für Ende 2010 vorgesehen. Anderer Ansicht ist die Flughafengesellschaft, die sich aus wirtschaftlichen Gründen von Tempelhof trennen will. Nach ihren Angaben macht der Flughafen Verluste in Höhe von etwa 15 Millionen Euro im Jahr. Ein wirtschaftlicher Flugbetrieb sei nicht möglich. Die Flughafengesellschaft setzt deshalb auf einen Zwischenausbau in Schönefeld, wo das vorhandene Terminal erweitert wird. Damit reiche die Kapazität bis zur BBI-Eröffnung aus.

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