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Berlin: Tempelhof verlor die Hälfte der Passagiere Rückgang im Linienverkehr löst neue Schließungsdebatte aus

Der Flughafen Tempelhof lässt die Flughafengesellschaft nach einem dramatischen Rückgang bei den Passagierzahlen wieder tiefer in die roten Zahlen rutschen. Nach wirtschaftlichen Kriterien müsste der Flughafen sofort geschlossen werden, sagte Sprecherin Rosemarie Meichsner.

Der Flughafen Tempelhof lässt die Flughafengesellschaft nach einem dramatischen Rückgang bei den Passagierzahlen wieder tiefer in die roten Zahlen rutschen. Nach wirtschaftlichen Kriterien müsste der Flughafen sofort geschlossen werden, sagte Sprecherin Rosemarie Meichsner. Doch die Ungewissheit um den Ausbau Schönefelds zwinge zum teuren Weitermachen. Der Flugbetrieb in Tempelhof verursacht jährlich Kosten in Höhe von mehr als 10 Millionen Euro.

Allein im innerdeutschen Linienverkehr hat Tempelhof im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat die Hälfte der Passagiere verloren. Nur noch 23 515 Fluggäste wurden abgefertigt, was einem Rückgang um 50,8 Prozent entspricht. Ursache sei die Aufgabe der Nürnberg-Flüge zu Beginn des Sommerflugplans. Auf Anweisung der Lufthansa hat deren Partnerunternehmen Eurowings die wöchentlich 80 Nürnberg-Flüge nach Tegel verlagert. Und Augsburg Airways hatte die wöchentlich 42 Flüge zwischen Tempelhof und Hamburg, die im Auftrag der Lufthansa erfolgten, sogar ersatzlos gestrichen.

Und der Aderlass geht weiter: Die in finanziellen Schwierigkeiten steckende Augsburg Airways, die ihre Station in Tempelhof geschlossen hat, reduziert von Montag an die Zahl der Flüge zwischen Tempelhof und Augsburg von bisher 38 auf nur noch 12 pro Woche. Die 16 wöchentlichen Verbindungen nach Friedrichshafen und die zwei nach Sylt sind bereits eingestellt worden. Damit hat Tempelhof innerhalb weniger Wochen wöchentlich 166 Flüge verloren. Insgesamt ging die Zahl der Starts und Landungen im Linienverkehr im Mai um 6,9 Prozent auf 2352 zurück.

Nach ursprünglichen Plänen sollte das Schließungsverfahren für Tempelhof längst vorangetrieben sein. Im Mai 1996 hatten Berlin, Brandenburg und der Bund vereinbart, Tempelhof dichtzumachen, sobald der geplante Ausbau Schönefelds rechtskräftig genehmigt ist. Damit rechnen die Planer für 2003/2004.

1997 stellte die Flughafengesellschaft beim Senat den Schließungsantrag für Tempelhof – und dann tat sich nichts mehr. Inzwischen will die Flughafengesellschaft Tempelhof erst aufgeben, wenn der neue Flughafen in Schönefeld in Betrieb gegangen ist. Tempelhof soll als „Überlaufbecken“ dienen, wenn die Abfertigungskapazitäten in Tegel und Schönefeld (alt) erschöpft sind.

Derzeit ist man weit davon entfernt. Mit 1,013 Millionen Passagieren wurden im Mai auf allen drei Flughäfen 12,9 Prozent weniger Passagiere gezählt als im Mai 2001. Auch in Tegel ging die Zahl der Passagiere um 9,4 Prozent zurück.

In Berlin fehlten Interkontinentalverbindungen, die in Frankfurt (Main) und München jetzt langsam die Zahl der Passagiere nach dem Rückgang als Folge der Anschläge vom 11. September wieder in die Höhe treiben. An eine Wiederaufnahme der Flüge von Berlin nach Washington oder einer anderen amerikanischen Stadt ist dagegen derzeit nicht zu denken. kt/vP

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