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Die Freiheit liegt in Tempelhof. Nur wie lange noch?

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Tempelhofer Feld: Parlament sucht nach Kompromissen beim Bau

Zentrale Landesbibliothek, Randbebauung mit bezahlbarem Wohnraum oder doch 100 Prozent Feld? Die Fraktionen im Abgeordnetenhaus diskutieren wild. Nur in einem Punkt sind sie sich jetzt schon einig.

Von Sabine Beikler

Einig sind sich die fünf Fraktionen im Abgeordnetenhaus in der Diskussion um die Entwicklung des Tempelhofer Feldes in einem Punkt: Die 230 Hektar große Freifläche soll unter besonderen Schutz gestellt werden. Die Initiative „100 Prozent Tempelhofer Feld“ hatte gegen die vom Land geplante Randbebauung Unterschriften für ihr Volksbegehren gesammelt. Der Volksentscheid wird parallel zur Europawahl am 25. Mai stattfinden. Jetzt wollen die Fraktionen eine gemeinsame Stellungnahme erarbeiten.

Die Entwicklung des Geländes sei nicht nur eine Angelegenheit der zwei Regierungsfraktionen, sagte CDU-Fraktionsvize Stefan Evers am Donnerstag in der Aktuellen Stunde im Abgeordnetenhaus. Er forderte eine „breite Diskussion“. Grünen-Fraktionschefin Antje Kapek sprach sich für einen „echten Allfraktionenkompromiss“ aus, schränkte aber schon ein, dass für ihre Fraktion drei Punkte im Vordergrund stünden. Die Gestaltung des Feldes müsse demnach „ökologischer“ werden, zwei Drittel der Wohnungen müssten sozial gebunden sein und eine „andere Beteiligungskultur“ einziehen. Philipp Magalski von den Piraten sprach sich für eine „partielle Bebauung“ und „echte Bürgerbeteiligung“ aus. Die Links-Abgeordnete Katrin Lompscher forderte ein „verbindliches Gremium der Partizipation“ und eine „echte soziale Wohnbebauung“. Auch der Bau der Zentralen Landesbibliothek (ZLB) sei zu hinterfragen. Das Projekt wird, wie berichtet, deutlich teurer als die geplanten 270 Millionen Euro und wird am Ende wohl mit 350 Millionen Euro zu Buche schlagen.

Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) betonte angesichts von 50 000 zugezogenen Neuberlinern in den letzten zwei Jahren die Notwendigkeit einer „behutsamen Randbebauung“. 1700 Wohnungen sollen am Tempelhofer Damm, 1100 am Südring und rund 1900 an der Oderstraße entstehen. Über die Bebauung an der Oderstraße müsse man „miteinander diskutieren“. Müller versicherte, dass bis zum Volksentscheid „keine Bagger rollen werden“. Alle Projekte seien bis auf die archäologischen Grabungen zurückgestellt.

Mit knapper Mehrheit beschloss die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) in Tempelhof-Schöneberg am Mittwoch, der Senat solle den Masterplan und die Bebauungspläne für das Gelände überarbeiten und „ernsthaft“ prüfen, ob die ZLB im Flughafengebäude untergebracht werden könne.

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