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Sport bis zum Umfallen. Selten war es voll auf dem Tempelhofer Feld. Foto: dpa/Brakemeier

© dpa

Tempelhofer Feld: Public Viewing ohne Publikum

200.000 Besucher zum Olympia-Schauen auf dem Tempelhofer Feld? Die waren schwer zu finden. Die Gastronomen klagen über geringe Umsätze.

Das Public-Viewing-Gelände auf dem Tempelhofer Feld bietet am Freitagabend einen trostlosen Anblick. Verloren in der Dunkelheit des großen Platzes leuchten Grillbuden und grüne Bierstände. Bratwurstduft liegt verlockend in der Luft, aber weit und breit ist kein Kunde zu sehen. Nur vorn, vor der riesigen Leinwand, sitzen etwa vierzig Menschen auf dem Rasen und auf der kleinen Tribüne. Sie verfolgen still die olympische Entscheidung im Stabhochsprung. Manche Zuschauer tragen Plastikumhänge, um sich vor dem leichten Regen zu schützen, der immer wieder einsetzt.

Das schlechte Wetter sei der Hauptgrund für den Besuchermangel am Freitagabend, sagt einer der Veranstalter vom Berliner Hockey-Club, der nicht zitiert werden möchte. „Noch am Mittag war hier alles voller Schulklassen.“ Auch sonst sei es häufig voll gewesen. Die Sportflächen, die den Besuchern auf dem Gelände zur Verfügung stehen, hätten für viel Publikumsverkehr gesorgt. Insgesamt 200 000 Besucher haben die Veranstalter in den vergangenen zweieinhalb Wochen auf ihrem Gelände gezählt. „Pi mal Daumen“, wie BHC-Präsident Michael Stiebitz anmerkt.

Nicht alle dieser Besucher scheinen bis zu den gastronomischen Ständen auf dem weitläufigen Gelände vorgedrungen zu sein. In einer der einsamen Buden wartet eine Verkäuferin auf das Ende ihrer Schicht. Von ihrer Theke aus hat sie den Publikumsverkehr anders wahrgenommen. „Uns wurden 10 000 Besucher pro Tag angekündigt. Ich glaube eher, die Veranstalter können froh sein, wenn sie diese Zahl für den gesamten Zeitraum der Veranstaltung erreicht haben.“ Für sie sei die Zeit in Tempelhof ein kleiner Urlaub gewesen, so wenig habe sie zu tun gehabt. Wegen fehlender Kundschaft hätten sich die Betreiber der Stände mehrmals geeinigt, die Öffnungszeiten zu verkürzen. „Ich habe Glück, wenn am Tag 100 Euro Umsatz zusammenkommen.“

Michael Stiebitz kann den Ärger der Gastronomen verstehen. „Bei so einer langen Veranstaltung verteilen sich die Besucher ganz anders über den Tag als zum Beispiel bei Fußballübertragungen.“ Dadurch hätten die Betreiber der Stände den ganzen Tag über Personal bereithalten müssen. Insgesamt sei die Veranstaltung aber ein Erfolg gewesen, so Stiebitz. Die Idee des Vollzeit-Public-Viewings sei „zu 100 Prozent aufgegangen“, auch wenn durch das schlechte Abschneiden der deutschen Sportler vielleicht kein echtes Olympia-Fieber aufgekommen sei. „Wir sind fest entschlossen, die Veranstaltung zu wiederholen“, so Stiebitz.

Einer der Gastronomen, der neben seinem Stand eine Feierabendzigarette nach der anderen raucht, wird dann vermutlich nicht dabei sein. „Unter diesen Voraussetzungen kommen wir sicher nicht wieder“ sagt er. Philipp Stute

Zum Abschluss werden auf dem Gelände heute Abend ab 18 Uhr deutsche Teilnehmer der Paralympics vor ihrer Abreise nach London verabschiedet.

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