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Wer auf dem Tempelhofer Feld gräbt, kann auf alte Munition treffen. Deshalb ist jeder Stich ins Erdreich verboten. Die Nutzer aber erfahren davon nichts.

© dpa

Tempelhofer Feld: Unterirdische Gefahren lauern im Boden

Wer auf dem Tempelhofer Feld gräbt, kann auf alte Munition treffen. Deshalb ist jeder Stich ins Erdreich verboten. Die Nutzer aber erfahren davon nichts.

Die Tempelhofer Freiheit darf nicht angetastet werden. Nicht mal ein Spatenstich ins Erdreich ist erlaubt. Weder Heringe für Zeltaufbauten oder Volleyballnetze noch Pfosten für Bühnen oder Hütten. Das allerdings gilt nicht erst, seit die Berliner das Feld per Volksentscheid unter gesetzlichen Schutz stellten – sondern, wenn auch weitgehend unbemerkt, schon weit länger.

Der Grund: Munitionsreste aus dem Krieg oder der anschließenden Nutzung durch die Amerikaner. Das Gelände sei zwar mehrfach intensiv nach Blindgängern und Munition abgesucht worden, zuletzt 2009, sagt Petra Rohland von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, aber ausschließen könne man nichts. „Ein reine Vorsichtsmaßnahme.“

Konkrete Lebensgefahr durch explosive Hinterlassenschaften bestehe nicht.

Luftbilder der Alliierten werden ausgewertet

Rechtlich ist jeder Grundstückseigentümer für die Unversehrtheit seiner Gäste verantwortlich, in diesem Fall der Senat. Private Bauherren oder Eigentümer können bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung abklären lassen, ob auf ihrem Grundstück noch Munition liegen könnte.

Dafür werden Luftbilder der Alliierten und Berichte über größere Kampfhandlungen in der Endphase des Krieges ausgewertet. Besteht ein konkreter Verdacht, rückt eine Spezialfirma aus und prüft das Erdreich.

Besonders die Flughäfen der Stadt, damals vor allem Johannisthal und Tempelhof, waren Ziel von Bombenangriffen. Auch über Tegel, im Krieg von Flak-Regimentern genutzt, ging ein Bombenhagel nieder. Zuletzt wurden dort vor zehn Jahren rund fünf Tonnen Munitionsreste aus dem Boden geholt.

Stühle erlaubt, Zelte verboten. Auch auf dem Tempelhofer Feld könnten noch Munitionsreste in der Erde verborgen sein. Sicherheitshalber ist es deshalb verboten, im Boden zu graben. Eine konkrete Gefahr gibt es aber nicht.
Stühle erlaubt, Zelte verboten. Auch auf dem Tempelhofer Feld könnten noch Munitionsreste in der Erde verborgen sein. Sicherheitshalber ist es deshalb verboten, im Boden zu graben. Eine konkrete Gefahr gibt es aber nicht.

© Kai-Uwe Heinrich

Kontaminierte Bereiche wurden eingezäunt

Bei der Untersuchung in Tempelhof im Jahr 2009 wurde das „gesamte Feld elektromagnetisch abgescannt“, sagt Grün-Berlin-Chef Christoph Schmidt. Das Ergebnis: „Das Gefährdungspotenzial ist nicht erhöht, also vergleichbar mit dem Rest der Stadt.“ Daraufhin wurde das Feld zur öffentlichen Nutzung freigegeben.

Einige Bereiche sind allerdings eingezäunt, weil bekannt ist, dass sie kontaminiert sind. Das betrifft etwa den ehemaligen Schießplatz der Amerikaner, aber auch die „Alte Gärtnerei“, wo früher Müll verbrannt wurde. Ansonsten gilt: sicher ist sicher – und Zelten verboten.

Normale Nutzer allerdings können sich an dieses Verbot schon deshalb nicht halten, weil sie es vermutlich gar nicht kennen. Selbst wer sich die Mühe machen würde, einen Blick in die Parkordnung zu werfen, bevor er etwa im Sommer einen Sonnenschirm in den Boden rammt, wäre nicht schlauer.

In der Parkordnung fehle nämlich der Hinweis auf mögliche Gefahren, erklärt Petra Rohland. Man wolle nicht Militaria-Sammler oder Jugendliche zur Suche nach Munition verleiten. Die Zwischennutzer, wie etwa der Allmende-Garten auf dem Neuköllner Quartier, hätten aber einen entsprechenden Passus unterzeichnet.

Hin und wieder taucht tatsächlich etwas auf. So seien bei den archäologischen Grabungen auf dem für die Landesbibliothek vorgesehenen Grundstück „Granatreste“ gefunden worden, sagt Schmidt. Das aber sei in Berlin nichts Ungewöhnliches.

Mit einem großen Knall auf dem Feld ist also nicht zu rechnen. Es sei denn, die Bürger sind mal wieder zu einem Volksentscheid aufgerufen.

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