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Berlin: Tempelhofer Irrflug

Die Zukunft des Flughafen-Areals nach der Schließung ist weiter ungewiss. Morgen tagen Experten

Zur Zukunft des Flughafens Tempelhof steht bisher nur eines fest: Der Senat und die Flughafengesellschaft wollen den Flugbetrieb nach wie vor Ende März 2007 einstellen und die Tempelhofer Fluggesellschaften wollen dagegen klagen. Was nach einer Schließung mit dem riesigen Gelände, das größer als der Tiergarten ist, und dem gewaltigen Gebäudekomplex, der zu den größten in der Welt gehört, geschehen soll, ist dagegen immer noch ungewiss. Morgen findet dazu um 16 Uhr im Flughafen eine von der Stadtentwicklungsverwaltung organisierte „Standortkonferenz Nachnutzung Tempelhof“ statt.

Neue Lösungen für das Gelände sind jedoch nicht zu erwarten. Die Stadtentwicklungsverwaltung hält an dem vor Jahren entwickelten Projekt fest, aus dem Flughafen ein „Wiesenmeer“ zu machen. Abstriche gibt es möglicherweise bei der geplanten Bebauung am Rand des Areals.

Flugbetrieb würde es demnach nur geben, wenn die Klagen gegen die Schließung vor Gericht Erfolg hätten. Den ersten Schließungsantrag von 2004 hatte das Oberverwaltungsgericht in einem Eilverfahren gekippt; das Hauptverfahren ist noch nicht entschieden.

Inzwischen hat die Flughafengesellschaft gutachterlich prüfen lassen, ob es möglich wäre, den Verkehr aus Tempelhof nach Tegel und Schönefeld zu verlagern. Die Gutachter von RAND Europe sind zu dem Schluss gekommen, dass der Luftverkehr in den Jahren 2007 bis 2011 „grundsätzlich unter bestimmten Bedingungen“ auf die Flughäfen Tegel und Schönefeld verlagert werden kann. Eine Voraussetzung dafür ist, dass der als „Terminal Ost“ bezeichnete geplante Neubau in Tegel bis zur Schließung von Tempelhof betriebsbereit ist. Sonst komme es in Spitzenzeiten zu Engpässen. Noch ist die Baugenehmigung nicht erteilt, doch Flughafensprecher Ralf Kunkel ist zuversichtlich, dass der Einfachbau bis Ende März, also rechtzeitig zur geplanten Schließung von Tempelhof, fertig sein wird.

Die Tempelhofer Fluggesellschaften halten das Gutachten für nicht stichhaltig. Sie bezweifeln, dass der Verkehr wie vorgesehen verlagert werden könne, zumal Tempelhof in den vergangenen Monaten einen starken Zuwachs erlebte. 2004 zählte der Flughafen 417 556 Passagiere, 526 455 waren es im vergangenen Jahr, und in den ersten fünf Monaten dieses Jahres habe der Zuwachs gegenüber dem Vorjahreszeitraum sogar 60 Prozent betragen. Rentabel werde der Flughafen aber erst mit erheblich mehr Passagieren, so Kunkel.

Auch der Verlust, der von 14,1 Millionen Euro auf zuletzt 9,1 Millionen Euro gesenkt werden konnte, lasse sich nicht weiter reduzieren. Seit 1991 habe der Flughafen, so Kunkel, rund 160 Millionen Euro Verlust gebracht.

Durch den verspäteten Abschluss der Bauarbeiten für die Autobahn A 113 erwartet Kunkel keine Nachteile für Schönefeld. Die Autobahn am Teltowkanal entlang zum Flughafen soll, wie berichtet, statt Ende 2007 erst im Mai 2008 fertig sein. Schnelle Verbindungen in die Stadt fordern vor allem die Firmen, die Flugzeuge vermieten. Dieser Bereich soll nach Schönefeld ziehen, falls sich in Tegel kein Platz mehr findet.

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