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Das waren noch Zeiten. Damals, am 25. September 2004, als Steffi Graf zur Taufe des Center Courts des LTTC Rot-Weiß gekommen war. Links Vereins-Ehrenpräsident Wolfgang Hofer, rechts der frühere Bundesinnenminister Otto Schily, neben Graf der damalige Vereinspräsident Hans Jürgen Jobsky. Graf ist mit neun Erfolgen Rekordsiegerin des Turniers.

© Wolfgang Kumm

Tennisträume im Grunewald: Berlin hofft auf neues Turnier

Berlin und Sportfans sind begeistert davon, dass Steffi Graf Schirmherrin eines neuen Tennis-Turniers werden will. Das könnt schon ab 2015 in Charlottenburg-Wilmersdorf stattfinden - auf ausgerolltem Rasen und kurz vor Wimbledon.

Rost blättert von den Sitzreihen im Tennisstadion, auf denen sich früher Spitzenspielerinnen wie Martina Navratilova und Serena Williams den Schweiß mit dem Handtuch von der Stirn wischten. Früher filmten Fernsehteams aus aller Welt die begeisterten Zuschauer wie Günter Pfitzmann, Harald Juhnke oder den damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog, wenn sie bei Ballwechseln im Stadion am Hundekehlesee die Köpfe von links nach rechts und zurück wandern ließen. Doch jetzt gibt es Hoffnungen, dass die Glanzzeiten wieder aufleben – dank keiner Geringeren als der, deren Namen das Stadion trägt: Steffi Graf.

Denn wie die Berlinerin Sabine Lisicki, die am Sonnabend das wichtigste Tennisturnier der Welt in Wimbledon gewinnen will, hat früher auch die Tennislegende Steffi Graf bei Rot-Weiss gespielt. Auch sie fühlt sich sehr mit dem Berliner Stadion verbunden. „Ich habe mit Stefanie Graf telefoniert“, sagte der langjährige RBB-Sportchef und frühere Tennis-Nationalspieler Hans Jürgen Pohmann. Sie könne sich sogar vorstellen, Schirmherrin eines neuen großen Tennisturniers für Frauen in Berlin zu werden.

Und gemeinsam mit Ehemann Andre Agassi ein Eröffnungspiel eines Berliner Turniers zugunsten von Grafs Charity-Stiftung „Children for Tomorrow“ zu spielen. Pohmanns Anruf erfolgte, bevor die Medienanfragenflut auf das Steffi-Graf-Marketingbüro in Schwetzingen und die Zentrale zu Hause in Las Vegas losging.

Das Turnier könnte das Steffi-Graf-Stadion wiederbeleben

Doch die Vereinsmitglieder in Grunewald waren am Freitag begeistert von der Idee, das Tennis in Berlin als sportliches Großereignis und gesellschaftliches Event wiederzubeleben. Da sind sich die ersten Mannschaften der Damen und der Herren einig, die auf dem Centre Court der Anlage trainieren – auf dem Platz, der vor Jahren in „Steffi Graf Stadion“ umbenannt wurde. Dort werden vom 7. bis zum 14. Juli die weltbesten Jugendspieler beim Junior-Turnier Bälle retournieren.

Das Steffi-Graf-Stadion hat schon bessere Zeiten gesehen: Der Rost hat Einzug gehalten.
Das Steffi-Graf-Stadion hat schon bessere Zeiten gesehen: Der Rost hat Einzug gehalten.

© Annette Kögel

Selbst wenn Sabine Lisicki in Wimbledon nur Zweite werden sollte, werden sich in den Berliner Tennisvereinen wieder mehr Sportler anmelden, dessen ist sich Lisicki-Entdecker Eberhard Wensky sicher. Der 73-Jährige hat das Weltklasse-Damentennisturnier des LTTC Rot-Weiss 25 Jahre lang, bis zum Ende im Jahr 2008, als Turnierdirektor organisiert.

Angesichts des Zustands des Stadions soll Steffi Graf sentimental geworden sein.

Für ein großes Turnier müsste hier erst noch einiges aufgemöbelt werden.
Für ein großes Turnier müsste hier erst noch einiges aufgemöbelt werden.

© Annette Kögel

Hintergrund des neuen Engagements von Steffi Graf für Berlin ist ihr kürzlicher Besuch in der Stadt, bei dem sie im Steffi-Graf-Stadion sentimental und traurig geworden sein soll angesichts der verrottenden Tribünen. Auch auf Facebook postete die erfolgreichste Spielerin aller Zeiten, dass sie sich freue, wenn Tennis die Berliner wieder mehr begeistern würde.

Das Turnier könnte kurz vor Wimbledon stattfinden

Das Stadion wieder mit Renovierungsarbeiten hinzubekommen, sei nicht das Hauptproblem, sagt Wensky. „Und es ist auch schön, dass Graf bereit ist, Schirmherrin zu werden.“ Doch man müsse erst mal überhaupt die Lizenzen für ein Top-Turnier mit Top-Spielerinnen erstehen – denn weniger gut besetzt werde es in Berlin niemanden begeistern. „Zudem ist unser alter German-Open-Termin längst vergeben“, sagt Wensky, die Lizenz dafür habe knapp sieben Millionen Dollar betragen. Um mit Tennis das Publikum zu begeistern und aus Veranstalter- und Sponsorensicht Geld zu machen, müsse die Sportstadt Berlin innovativ denken, appelliert Wensky. Der Verein bemüht sich schon länger um so ein Spitzenevent. Man könne nun aber nicht einfach ein zusätzliches Spitzenturnier aufziehen, denn der Jahreskalender der Frauen wie Sabine Lisicki sei absolut ausgebucht. Aber er hat da eine Idee.

„Ab 2015 liegt Wimbledon eine Woche später, da ergeben sich zwei freie Wochen im Mai.“ Dann haben die Spielerinnen die Sandplatzsaison abgeschlossen und bereiten sich aufs Rasenturnier vor. „Man könnte wie bereits beim Turnier in Halle/Westfalen auch bei uns auf vier Plätzen flexiblen Rasen auslegen.“ LTTC Rot-Weiss könnte das Turnier austragen, eine Sportagentur wie die von Ex-Boris-Becker-Trainer Ion Tiriac oder „IMG“ könnte es vermarkten. „Die Damen der Top 20 sind alle Millionärinnen, die spielen nicht mehr wegen des Geldes und haben auch so kurz nach dem French Open keine Lust, noch mal ein Turnier zu spielen.“ Aber ein Mannschaftswettbewerb, das wär’s, glaubt Wensky: als Training für Wimbledon und für Weltranglistenpunkte. Die Sportstadträtin des Bezirks, Elfi Jantzen (Grüne), würde so ein Turnier freuen, sie sagt aber, dass der Bezirk für die Renovierung des Vereinsgeländes auf vereinseigenem Grundstück kein Geld geben könnte. Vielleicht stehen bald Berliner in Grunewald an den Erdbeer-Schlagsahne-Ständen und den Trainingsplätzen der Top-Spielerinnen Schlange. Wie früher.

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