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Berlin: Teppich auf Türkisch Zum ersten Mal feiert ein Film vom Bosporus

am Potsdamer Platz Premiere – mit vielen Fans.

Schon wieder eine Filmpremiere ... War nicht gerade erst Berlinale? Ja, aber macht nix! Diese Erstaufführung verdient Aufmerksamkeit. Die Rede ist von der ersten großen türkischen Filmpremiere auf Berliner Boden. Ach was, auf deutschem Boden. Und die kam gut an. Über 500 Fans sind am Freitagabend gekommen, um ihren Idolen zuzujubeln. Fast nur Frauen, wohlgemerkt. Die Ehrengarde der türkischen Schauspielliga ist eingeflogen, um das neue Prunkstück des türkischen Films vorzustellen. „The Butterfly’s Dream – Kelebegin Rüyasi“, ein Blockbuster, wie er im türkischen Buche steht.

Gemessen an seinen Produktionskosten und seinem Schauspielergehalt auf jeden Fall. 15 Millionen Dollar hat der Film verschlungen, für türkische Verhältnisse ist das ein enormes Budget. „Damit ist er ein Symbol des neu erstarkten türkischen Kinos, das sich seit etwa zehn Jahren aus seiner Tiefschlafphase erholt“, sagt Akin Duyar. Er holt die türkischen Filme nach Deutschland und kooperiert mit den Produktionsfirmen vor Ort. Seine Arbeit trägt Früchte: „Wir wünschen uns natürlich internationales Publikum, aber das heute so viele gekommen sind, ist Wahnsinn.“ Auch Regisseur Yilmaz Erdogan ist entzückt. „Als ich diese Menschenmassen gesehen habe, wollte ich gleich mitschreien. Ich liebe die Berliner und merke, dass die Berliner uns Türken lieben.“ Zumindest seine Landsleute mit Berliner Wohnsitz – denn der Film wurde nur in Originalfassung mit Untertiteln gezeigt. Ging auch nicht anders, synchronisiert wurde er gar nicht. Trotzdem lockte die Hauptstadt mit einer Premierengala im Cinemaxx am Potsdamer Platz. Drei Säle waren angemietet worden und doch war Tage vorher schon alles ausverkauft. Spätestens als Kivanc Tatlitug auf dem roten Teppich aufkreuzte – das türkische Äquivalent zu Brad Pitt – flossen Tränen bei denen, die keine Karte mehr erhaschen konnten. „Wir lieben dich, keiner kann so gut spielen wie du“, schrien die Massen. Da fühlten sich die hier ohnehin verlorenen männlichen Begleiter ein wenig unwohl.

Doch mitverantwortlich für den Erfolg ist neben dem Staraufgebot des Films auch die Tatsache, dass es sich nicht um Kunst aus dem Elfenbeinturm handelt, sondern um ein großes historisches Liebesdrama anhand einer wahren Begebenheit. Hinzu kommt die Doppel-, nein, Dreifachfunktion des Regisseurs: Er hat an der Geschichte mitgeschrieben, hat mitgespielt und natürlich gedreht. Die Geschichte beginnt in der Türkei 1941. Zwei junge Dichter träumen von Ruhm und Anerkennung, die ihnen bisher leider nur ihr Literaturlehrer Behçet Necatigil (Yilmaz Erdogan) schenken kann. Bis die beiden Poeten auf die schöne Susan treffen und ihr verfallen. Sie gehen eine Wette ein: Wer Susan das schönste Gedicht schreibt, soll fortan um ihre Gunst werben dürfen. Das große Wetteifern beginnt und entzückt das Publikum im Saal. Leider aber machen die Wirren des Zweiten Weltkrieges auch vor liebenden Poeten in der Türkei nicht halt. Aber halb so schlimm: Blockbuster enden ja meist gut. Nele Pasch

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