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Berlin: Terror mit der Post

Erst zwei Angeklagte verurteilt, weil sie mit Milzbrand drohten

Die vorläufige Bilanz fällt mager aus: Erst zwei von 19 ermittelten Verdächtigen, die nach dem 11. September mit Milzbrand gedroht hatten, wurden bisher verurteilt. Beide kamen mit Geldstrafen davon. Ein 25-jähriger Student muss 1800 Euro zahlen, ein 29 Jahre alter Reserveoffizier der Bundeswehr, der bei einem Treffen seine Kameraden erschrecken wollte, wurde zu 300 Euro Geldstrafe verurteilt. Nach den Anthrax-Anschlägen in den USA gab es auch in Berlin rund 300 Verdachtsfälle.

Die Anrufe trafen täglich ein: Ein Postbote in Köpenick alarmierte die Polizei, weil er bei der Leerung eines Briefkastens weißes Pulver fand – es war Waschpulver. Die S-Bahn gab wegen eines weißen Pulvers Alarm: Schaum aus dem Feuerlöscher, den Unbekannte versprüht hatten. Eine Frau geriet in Panik, als es aus einem Umschlag mit der Rechnung ihres Arztes ein angeblich weißes Pulver regnete. Es waren Papierpartikel, die beim Aufreißen des Umschlags hineingefallen waren. Stundenlang wurde das Möbelhaus Höffner an der Pankstraße in Wedding gesperrt, nachdem im Parkhaus ein Umschlag mit der Aufschrift „Wenn Sie diesen Umschlag öffnen, ändert sich Ihr Leben“ gefunden worden war. Der Inhalt dieses ersten Milzbrand-Drohbriefs: ein Zellstofftuch. In den Tagen und Wochen nach dem 10. Oktober trafen überall Briefe ein, in denen Milzbrandbakterien vermutet wurde. Mehr als ein Mal standen die Förderbänder in den Briefverteilzentren still, weil verdächtige Sendungen aussortiert wurden.

Die Mitarbeiter der Labore, die die verdächtigen Briefe untersuchten, mussten Überstunden machen. Allein das Robert-Koch-Institut (RKI) musste hunderte Proben untersuchen. Seit bekannt ist, dass Terroristen über Biowaffen verfügen und diese auch einsetzen könnten, ist auch das Informationsbedürfnis gestiegen. Das RKI hat deswegen den Bereich Bioterrorismus neu aufgenommen. weso

Aktuelle Informationen zum Thema unter www.rki.de

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