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Berlin: Teufelsberg: Die Bagger fehlten beim Baubeginn

Von Baggern und Bauarbeitern war auf dem Teufelsberg im Grunewald auch gestern nichts zu sehen. Am Tag des angekündigten Baubeginns blieben die knapp 20 Gegner des Projekts gestern unter sich - abgesehen vom Pförtner am Tor der ehemaligen Abhörstation und ein paar Reportern.

Von Baggern und Bauarbeitern war auf dem Teufelsberg im Grunewald auch gestern nichts zu sehen. Am Tag des angekündigten Baubeginns blieben die knapp 20 Gegner des Projekts gestern unter sich - abgesehen vom Pförtner am Tor der ehemaligen Abhörstation und ein paar Reportern. Trotzdem soll das umstrittene Vorhaben schon im Gange sein: "Seit Mittwoch oder Donnerstag läuft die Baugrubenvermessung", sagte der Kölner Architekt und Investor Hartmut Gruhl auf Nachfrage. "Die Ausschachtung beginnt nächste Woche."

Den ersten Bauabschnitt betreut nach seinen Worten ein Generalunternehmer. Container dieser Firma stehen seit wenigen Tagen auf dem umzäunten Grundstück. Warum sich am Dienstag kein Vermesser blicken ließ, wisse auch er nicht, sagte Gruhl.

Der Gründer der Investorengruppe kündigte ein verändertes Konzept an. "Es geht nicht mehr um Luxus pur." Man habe eingesehen, dass Berlin dafür ungeeignet sei. Die 100 geplanten Eigentumswohnungen würden zu Quadratmeterpreisen von "5000 bis 6000 Mark statt 10 000 Mark und höher" vermarktet. Die ersten 44 Wohnungen sollen innerhalb eines Jahres entstehen. Für ein 120-Zimmer-Hotel ist nun die Kategorie vier Sterne vorgesehen; bisher sollte es fünf Sterne bekommen. Laut Gruhl gibt es zwei Nutzungsideen: ein Seminarhotel oder ein "Boarding House" mit Wohnungen, die wochen- bis monatelang vermietet werden. Bis zum Sommer wolle man Verhandlungen mit zwei Hotelgruppen abschließen. Geplant sind auch ein Spionagemuseum und ein Lokal. Der PR-Unternehmer Dirk Nishen - bekannt als Erfinder der "Info-Box" am Leipziger Platz - fungiert als Investorensprecher und soll das Museumskonzept entwickeln. Nishen will zudem eine Außenstelle seiner Firma in zwei früheren Antennenkuppeln ansiedeln. Der Senat stimmte dem allerdings noch nicht zu.

Bereits im Oktober 1999 hatte eine Bauankündigung zu einer Protestaktion geführt. Diesmal veranstaltete die "Aktionsgemeinschaft Teufelsberg" ein "Protestpicknick" mit Käsebroten, Obst, Kaffee und Ostereiern. Unter den Demonstranten waren Hartmut Kenneweg von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, die Grünen-Abgeordneten Claudia Hämmerling und Hartwig Berger, der bezirkliche Grünen-Fraktionschef Thomas Birk sowie Anwohner der Heerstraße und Teufelsseechaussee.

"Ich hätte erwartet, dass wenigstens pro forma ein Bagger rollt", wunderte sich Hartwig Berger. Er bekräftigte, seiner Kenntnis nach mangele es den Investoren am Geld. Der Senat müsse endlich vom Verkauf zurücktreten. Der wichtigste Kritikpunkt lautet, dass der aus Kriegstrümmern aufgeschüttete Berg mitten im Landschaftsschutzgebiet Grunewald liegt. Als "Verschacherung" wird der Kaufpreis von 5,2 Millionen Mark für 4,8 Hektar angeprangert.

Die Verwaltung von Bau- und Umweltsenator Peter Strieder (SPD) bestätigte Überlegungen, die Ex-Abhörstation abzureißen und das Areal zu begrünen, falls die Bauarbeiten sich weiter verzögern (wir berichteten). Strieder habe im Senat deutlich gemacht, dass ein Vorhaben- und Erschließungsplan vom Juni 1998 "nur gültig bleibt, wenn zügig gearbeitet wird", so Sprecherin Petra Reetz. Auch laufe die auf drei Jahre befristete Baugenehmigung im September aus.

Unterdessen wurde ein Zusammenschluss "Bürgerinitiativen zur Baupolitik in Berlin und Brandenburg" gegründet. Dazu gehören die Teufelsberg-Gegner, der Bürgerverein Brandenburg-Berlin und Initiativen am Stuttgarter Platz, am Gleisdreieck, in Lichterfelde-West, in der Gartenstadt Lichterfelde, in Eichkamp und in Schlachtensee.

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