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Teufelsberg: Yogi-Flieger wollen durchstarten

Um den Teufelsberg im Grunewald bahnt sich neuer Streit an: Die Maharishi-Stiftung hält an ihrer geplanten „Friedens-Uni“ mit einem „Turm der Unbesiegbarkeit“ auf der früheren Abhörstation der Alliierten fest.

Der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf hat den Bauantrag abgelehnt. Dagegen habe man nun Widerspruch eingelegt und werde notfalls „den Gerichtsweg beschreiten“, sagt Emanuel Schiffgens, Geschäftsführer der Maharishi Weltfriedens-Stiftung in Deutschland.

Die Esoterikbewegung hatte im November 2007 einen Kaufvertrag mit der „Investorengemeinschaft Teufelsberg“ geschlossen, deren eigene Pläne für ein Hotel und Wohnungen gescheitert waren. An einer Zeremonie der Stiftung auf dem Berg nahm damals US-Regisseur David Lynch teil. Für den Fall, dass es keine Baugenehmigung gibt, stand im Vertrag eine Aufhebungsklausel. Jetzt aber bestätigten sowohl Schiffgens als auch Architekt Hanfried Schütte von der alten Investorengemeinschaft, dass Maharishi die Rücktrittsfrist trotz des fehlenden Baurechts bewusst verstreichen ließ. Der Vertrag ist damit wirksam geworden.

Trotzdem ist der Eigentümerwechsel noch nicht perfekt und der Kaufpreis, über dessen Höhe nichts bekannt wurde, nicht bezahlt. Denn das Land Berlin muss dem Weiterverkauf zustimmen. So steht es in einem Vertrag, den der Liegenschaftsfonds 1996 beim Verkauf des Fünf-Hektar-Areals für 2,65 Millionen Euro an Schütte und dessen Partner geschlossen hatte. Wie der Senat jetzt reagieren will, ist noch unklar.

Die Stadt habe ein Vorkaufsrecht, sagt Hartwig Berger, Vorsitzender des Ökowerks am Teufelssee und Mitglied im „Aktionsbündnis Teufelsberg“. Nur hat der Senat den Rückkauf aus Kostengründen stets abgelehnt. Als Problem gilt eine hohe Hypothekenlast, die sich unter den bisherigen Eignern angesammelt hatte. Berger dagegen bezweifelt, dass Berlin die Schulden übernehmen müsste. Nach seiner Kenntnis gab es sogar ein vertrauliches Rückkaufangebot des Landes in Höhe von einer halben Million Euro.

Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) wolle den Verfall der immer noch umzäunten Anlage beenden, sagt Berger. Die Stadtentwicklungsverwaltung habe angekündigt, in der zweiten Julihälfte zu Beratungen einzuladen. Das von Naturschützern gegründete Aktionsbündnis fordert eine Renaturierung und eine Liegewiese, um „die Standortqualität zu erhöhen“. Erdhügel könnten Blicke über die Bäume ermöglichen, in einem alten Antennenturm der Abhörstation seien ein Museum und ein Café denkbar.

Auch die Maharishi Stiftung plant eine Teilbegrünung. Im Mittelpunkt stehen aber ein 50 Meter hoher Aussichtsturm, der als „Turm der Unbesiegbarkeit“ zum Denkmal für die deutsche Einheit werden soll, und Neubauten für die Friedens-Uni, die unter anderem „yogisches Fliegen“ lehren soll.

Bezirks-Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU) sieht dafür keine Chance: Nach dem Scheitern des alten Bauprojekts sei die Bergspitze vom Senat zum Wald erklärt worden. Damit seien keine Neubauten mehr möglich. Selbst die Ruinen der Abhöranlage dürften nur sehr eingeschränkt genutzt werden, Tagungen oder große Feste seien tabu. Vorstellen kann er sich höchstens „Film-Dreharbeiten oder Fotoshootings“ – oder eine „forstwirtschaftliche Nutzung“.

Am Sonntag laden Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen (SPD) und Ökowerk-Leiter Hartwig Berger zum Rundgang um den Berg ein, dabei werden Gestaltungsideen vorgestellt. Treffpunkt: 15 Uhr am Ökowerk-Eingang in der Teufelsseechaussee.

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