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Berlin: Teure Geschenke für teure Gäste - Werbe-Party für ein neues Chronometer

Wem gehört die Zeit? An diesem Abend eindeutig den Uhrenträgern: Nicht irgendwelcher Uhren, sondern des neusten Chronometers eines bekannten Nobel-Juweliers.

Wem gehört die Zeit? An diesem Abend eindeutig den Uhrenträgern: Nicht irgendwelcher Uhren, sondern des neusten Chronometers eines bekannten Nobel-Juweliers. Marilyn Monroe hatte in den 50ern mit ihrem Lied von den Diamanten und dem gleich nach Tiffanys gehauchten Firmennamen die Edel-Schmiede ganz neuen Bevölkerungskreisen bekannt gemacht. Jetzt hat Cartier einen weiteren Schritt zur Erweiterung des Kundenstamms: Jung und flüssig unternommen. Die neue Design-Kollektion gibt es schon, jetzt gibt es auch die passende Uhr dazu.

Zur Präsentation war die französische Firma in Berlins Untergrund gezogen und hatte den "Lore-Club" in Mitte gemietet. Zwischen Theke und Dancefloor baumelte an jedem zweiten Armgelenk die Uhr für das 21. Jahrtausend, so die offizielle Werbung, an den meisten allerdings leihweise: Das Barpersonal und die Schmuckverkäuferinnen mussten ihre rund 3000 Mark teuren Chronometer nach der Feier wieder abgeben. Nur ein paar wenige Auserwählte durften als Dank für die geschenkte Zeit eine Armbanduhr im futuristischen Metall-Design nach Hause tragen.

Die Aussicht auf die Luxus-Uhr lockte selbst abseits von Set und Bühne eher schmucklose Stars wie Nina Hoss in den Keller-Club. Die Schauspielerin, die zur Zeit für Einar Schleefs neueste Produktion über die Novemberrevolution probt, ließ sich bereitwillig mit der neuen Uhr und zwei Modells ablichten. Die gleiche Prozedur hatten kurz vorher schon ihre Kollegen Jan-Josef Liefers, Alexandra Neldel, Jürgen Vogel und Benno Fürmann über sich ergehen lassen.

Letzterer verglich sein neues Exemplar im Verlauf des Abends mit der Uhr am Handgelenk einer Schmuckverkäuferin und war froh, dass die nur die mechanische Ausgabe trug, statt der VIP-Fassung mit Quarzwerk. Ansonsten wird Fürmann beim Gedanken an Schmuck eher melancholisch: Er hat einfach zu lange keine Frau mehr getroffen, die als Empfängerin für Gold und Edelsteine in Frage käme.

Schmuck zu schenken, ist etwas Besonders: Das wusste schon Marilyn Monroe und das weiß auch die Event-Managerin Britt Kanja. "Schmuck" verleiht der Berliner Partygröße mit dem ausgefallenen Hutgeschmack neue Energie und mehr. Geliebte Schmuckstücke sind wie ein Teil von ihr, sagt sie. Das gilt besonders für eine Brosche, die sie neulich auf der Straße verlor. Kanja war untröstlich, bis sie das Schmuckstück von einem völlig Unbekannten zurückerhielt.

Die Gesellschaftsdame gehörte übrigens zu den Nicht-Uhrenempfänger, genauso wie Oliver Juhnke und Fernseh-Moderatorin Tita von Hardenberg. Die Medien-Frau glänzte stattdessen mit einem Verlobungsring aus dem Haus des Gastgebers und einem Metallreifen mit drehbarem Riesenstein. Kommentar: "Mutter erzählt zwar immer vom Famlienschmuck, aber der ist verbrannt. Jetzt muß ich selber sammeln." Trotz fehlendem Gastgeschenk hatte sie am längsten Spaß.

Wem gehört die Zeit? Dem, der sie vergisst. Gegen ein Uhr waren von den VIP-Uhrträgern keiner mehr da, die Kameras abgebaut, die übriggebliebenen Geschenke-Uhren im Safe weggeschlossen, und die Party-People von Berlin unter sich.

Sebastian Schneller

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