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Berlin: Teurer Sperrmüll: Haushalten droht Gebührenerhöhung Subunternehmer der Stadtreinigung steigt aus. Ein neuer Partner wird wohl mehr Geld verlangen

Den Kunden der Berliner Stadtreinigung (BSR) droht eine neue Erhöhung der Gebühren für die Abfallentsorgung. Denn schon im kommenden Jahr könnten die Kosten, die die BSR für die Sperrmüllbeseitigung aufwenden muss, um das Vier- bis Fünffache steigen.

Den Kunden der Berliner Stadtreinigung (BSR) droht eine neue Erhöhung der Gebühren für die Abfallentsorgung. Denn schon im kommenden Jahr könnten die Kosten, die die BSR für die Sperrmüllbeseitigung aufwenden muss, um das Vier- bis Fünffache steigen. Hintergrund ist nach Tagesspiegel-Informationen die Kündigung eines erst vor einem Jahr abgeschlossenen Entsorgungsvertrages mit einer Brandenburger Recyclingfirma, der für die BSR unschlagbar günstig war.

Jahr für Jahr sammelt die Stadtreinigung in der Hauptstadt rund 80000 Tonnen Sperrmüll und Altholz ein – zum Beispiel ausrangierte Möbel, alte Spülkästen oder Matratzen. Das sind täglich etwa 20 Wagenladungen der großen BSR-Entsorgungsfahrzeuge. Dieser Abfall landet bei der Recyclingfirma Otto-Rüdiger Schulze (ORS) im brandenburgischen Neuendorf, die daraus Ersatzbrennstoffe herstellt für Zementfabriken oder Kraftwerke. ORS ist ein mittelständisches Unternehmen mit rund 250 Beschäftigten.

Doch nun haben beide Seiten – BSR und ORS – die Entsorgungsaufträge zum Ende 2005 gekündigt. Der Grund: ORS will mehr Geld. Dem Vernehmen nach soll der ausgehandelte Preis bei knapp unter 30 Euro pro Tonne liegen – also weit über zwei Millionen Euro jährlich. Auf dem Markt könne man derzeit aber leicht das Vier- bis Fünffache erzielen, sagen Insider. Und diese Rechnung gelte auch nur für „hochwertigen“ Sperrmüll, der zum Beispiel Metallschrott enthält, den der Entsorger weiterverkaufen kann.

Doch die Edelabfälle sortiert die BSR offenbar selbst aus, bevor sie ihn an ORS weiterreicht. Statt des gehaltvollen Sperrmülls habe man für den vereinbarten Preis nur noch „Sortierreste, die kein anderer mehr haben will“, bekommen, sagt Peter Schröder, Geschäftsführer von ORS. Jeden Tag seien aus Berlin zum Beispiel 600 bis 800 alte Matratzen angeliefert worden, die nur schwer zu Ersatzbrennstoffen zu verarbeiten seien.

Nun will die BSR den Auftrag ausschreiben. Es bleibe ausreichend Zeit, einen anderen Abnehmer zu finden, sagt BSR-Sprecher Thomas Klöckner. Eine Gebührenerhöhung für die Müllentsorgung will der Sprecher nicht ausschließen. Wie sich die Neuausschreibung auf die Tarife auswirken werde, könne man erst sagen, wenn sie beendet sei. Das gelte auch für den zum Teil kostenlosen Sperrmüllservice der BSR, der aus den Müllgebühren subventioniert werde (siehe Kasten).

Eines aber ist klar: So günstig wie mit der Neuendorfer ORS wird es wohl künftig nicht mehr sein. Laut „Branchenverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung“ könne kein Unternehmen diese Arbeit für 30 Euro erledigen. „Der Entsorger muss die Abnehmer des Brennstoffes dafür bezahlen, dass sie den aufbereiteten Müll verfeuern“, sagt Jörg Lacher, Pressesprecher des Verbandes. „Das allein kostet schon bis zu 60 Euro pro Tonne Brennstoff.“

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