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Statt Patrick Swayze steht Alexander Klaws als Sam in "Ghost - Das Musical" auf der Bühne

© promo

Theater des Westens: "Ghost - Das Musical" feiert Deutschland-Premiere

Der Klassiker "Ghost - Nachricht von Sam" ist als Bühnenevent im Theater des Westens zu sehen. Das Stück ist nicht so romantisch wie der Film, dafür beeindruckt die Bühnenshow.

Die Decken in dem großzügigen Loft sind hoch, die Möbel elegant. Molly und Sam haben selbst renoviert, sie hat von der Couch bis zum Kühlschrank die Einrichtung liebevoll ausgewählt, farblich abgestimmt. In einer Ecke steht ihre Töpferscheibe, Molly ist Künstlerin, Sam ist Banker.

Sie sind jung und schön, sie leben im New Yorker Stadtteil Brooklyn. Vielleicht im hippen Bedford-Stuyvesant, Bed-Stuy, für die Kenner, oder nahe Prospect Park, möglicherweise in Bushwick.

Hier wird klar: Das Musical zum Film „Ghost – Nachricht von Sam“, das am Donnerstag im Theater des Westens Deutschland-Premiere feierte, spielt nicht in der heutigen Zeit. Große Dachgeschosswohnungen, unerschlossen und bezahlbar für Menschen ohne Reichtümer auf dem Konto – da lachen sie, die Bewohner von Brooklyn. Im Jahr 2017 wäre die Wohnung von Molly und Sam schon seit Jahren luxussaniert. Das macht aber nichts, denn 1990 war die Welt auf dem Wohnungsmarkt noch in Ordnung.

In dem Jahr kam der Film von Regisseur Jerry Zucker in die Kinos und Millionen Menschen verfolgten die tragische Liebesgeschichte zwischen Sam und Molly – jetzt gespielt von Alexander Klaws, der 2003 bei „Deutschland sucht den Superstar“ gewann, und von Willemijn Verkaik.

Sam wird im ersten Drittel des Plots bei einem missglückten Überfall erschossen. Später stellt sich heraus: Der Räuber war von seinem engen Freund und Kollegen Carl beauftragt worden, um krumme Geschäfte in der Bank zu verschleiern. Sams Geist wandert durch New York und versucht Kontakt mit Molly aufzunehmen, um sie vor Carls Intrigen zu warnen. Doch niemand kann ihn hören, bis er Oda Mae Brown trifft – im Film gespielt von Whoopi Goldberg. Sie zockt als falsches Medium ihre Kunden ab.

Aber: Sie kann Sam hören und wird zunächst nicht ganz freiwillig zu seinem Sprachrohr in der Welt der Lebenden. Da der Film, der mit seinem Erfolg seinerzeit sogar „Pretty Woman“ übertrumpfte, eng mit Patrick Swayze und Demi Moore verknüpft ist, hat man bei der Musicalversion darauf geachtet, nahe am Filmvorbild zu bleiben, wenn man schon keine Hollywoodgrößen zu bieten hat.

Romantik will nicht aufkommen

Die Handlung des fast dreistündigen Musicals ist wie der Film zu Beginn der neunziger Jahre angesiedelt, viele Dialoge wurden aus dem Film übernommen. Das erzeugt Nostalgie. Die Zuschauer erinnern sich, wie sie damals im Kino oder vor dem Röhrenfernseher saßen und dem tragischen Paar dabei zusahen, wie sie sich lieben, verlieren und dann, für kurze Zeit wieder finden.

Wer den Film kennt, weiß, dass vor allem eines nicht fehlen darf: Die ikonische Töpferszene, die zu einem der erotischsten Momente der Filmgeschichte wurde. Es gibt sie auch im Musical, allerdings an anderer Stelle und sie fällt viel kürzer aus. Die gleiche Gänsehaut-Wirkung stellt sich darum nicht ein. Das Musical kann generell nicht mit der romantischen Atmosphäre vieler Szenen aus dem Film mithalten, das ist wohl auch dem Genre geschuldet. Die Inszenierung punktet mit anderen Szenen: Vor allem jene, die in der New Yorker U-Bahn spielt, sticht heraus: Alexander Klaws kämpft als Sam mit einem anderen Geist, der sein Territorium markieren will und wird dabei, begleitet von imposanten Lichteffekten, von Waggon zu Waggon geschleudert.

Gelungen: Die Dialoge zwischen Sam und Oda Mae

Weniger düster als diese Szene ist kurz vor Schluss eine Tanzeinlage rund um Oda Mae Brown, gespielt von Marion Campbell. Oda Mae hat, in Zusammenarbeit mit Sam, gerade zehn Millionen Dollar Drogengeld von einem Konto abgehoben, damit Carl es nicht bekommt. In einem fulminanten Auftritt überlegt sie sich nun, was sie sich von dem Geld kaufen könnte – umschwirrt von Tänzern in glitzernden Kleidern und Anzügen.

Das Medium aus dem Stadtteil Spanish Harlem ist frech und laut und wenig bekümmert um Umgangsformen. Sie und Sam kabbeln sich unentwegt, was der ernsten Geschichte um Tod, Liebe und Betrug auflockernde, humorvolle Momente gibt. Die Dialoge zwischen Sam und Oda Mae kamen auch beim Premierenpublikum sichtlich gut an.

Wie schon Whoopi Goldberg im Film gibt auch Campbell im Musical den Zuschauern, denen die Liebesgeschichte zwischen Sam und Molly etwas zu dick aufgetragen ist, einen Grund mit gutem Gefühl aus dem Saal zu gehen. Vor allem am Anfang des Stücks muss das Publikum nämlich schnulzige Balladen aushalten und natürlich ist auch der Titelsong „Unchained“ zu hören. Das will manchmal nicht so recht zur wenig intimen Kulisse mit den Betonsäulen passen. Das versöhnliche Ende gibt es natürlich auch im Musical – und dafür dann auch Standing Ovations.

Täglich außer montags im Theater des Westens. Karten gibt es ab 39,90 Euro unter: www.stage-entertainment.de

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