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Berlin: Theater des Westens ist keine GoldgrubeSenat verschiebt Entscheidung über Verkauf der Bühne

Ärger hinter den Kulissen und vermutlich Krach ums Geld: Der Senat hat seine Entscheidung zum Verkauf des Theater des Westens wegen der schwierigen Verhandlungen vertagt. Nach Angaben des Sprechers Michael Donnermeyer wird das Thema in einer Woche wieder auf der Tagesordnung sein.

Ärger hinter den Kulissen und vermutlich Krach ums Geld: Der Senat hat seine Entscheidung zum Verkauf des Theater des Westens wegen der schwierigen Verhandlungen vertagt. Nach Angaben des Sprechers Michael Donnermeyer wird das Thema in einer Woche wieder auf der Tagesordnung sein. Geredet habe man zwar über die Zukunft der Traditionsbühne, aber, so Donnermeyer, im vertraulichen Teil der Senatssitzung. Deshalb gibt es heute keine offiziellen Stellungnahmen und auch keine Entscheidung. Eigentlich hätte der Senat auf eine Empfehlung von Finanzsenator Thilo Sarrazin hin den künftigen Betreiber des Hauses bestimmen sollen.

Der Senat ist nämlich bislang davon ausgegangen, dass durch den Verkauf der landeseigenen Betriebs-GmbH richtig Geld in die Kasse kommt: ein funktionierendes Haus, erfahrene Theaterleute, ein klingender – das sollte auch eine klingende Münze für das Landessäckel bedeuten. Doch danach sieht es jetzt nicht mehr aus. Denn der von der Finanzverwaltung favorisierte Betreiber, die Stage Holding, will den Kaufpreis der Theater-des-Westens-GmbH mit den Investitionen in das Metropol-Theater an der Friedrichstraße verrechnen lassen. Das heißt in Summa: Fünf Millionen Euro, die die Stage Holding nach ihren Angaben in das Haus gesteckt hat – das sie nun nicht mehr übernehmen will –, möchte sie zurück. Und ansonsten soll die Stage Holding dem Vernehmen nach noch die aufgelaufenen Schulden der GmbH übernehmen, also etwa 1,2 Millionen Euro. In die Landeskasse käme darüber hinaus kein einziger Euro. Das ist offenbar nicht nur einigen Senatoren viel zu wenig.

Zu dem eigenwilligen Koppelgeschäft kam es so: Die Stage Holding, die in Hamburg erfolgreich den „König der Löwen“ zeigt, hatte zunächst das Metropol für den symbolischen Kaufpreis von einem Euro übernommen mit der Perspektive, das Haus langfristig zu bespielen. Ein von der Stage Holding in Auftrag gegebenes Gutachten kam aber zu dem Schluss, dass die Investitionskosten viel zu hoch seien. Das Haus wäre in absehbarer Zeit nicht profitabel. Daraufhin machte die Stage-Holding von ihrem im Vertrag verbrieften Rückgaberecht Gebrauch und übergab das marode Metropol wieder dem Land Berlin.

Das hatte zwischenzeitlich auch das Theater des Westens ausgeschrieben. Die Stage- Holding, die in Berlin am liebsten zwei Häuser parallel betreiben möchte, gab sofort ein Angebot bei der Finanzverwaltung ab. Die zeitliche Nähe zwischen dem Interesse für das Theater des Westens und der Rückgabe des Metropol ist für Kritiker des Geschäfts kein Zufall. Alice Ströver, kulturpolitische Sprecherin der Bündnisgrünen und Aufsichtsratsmitglied der Theater-des-Westens-GmbH, sagt: „Einen Zusammenhang zu bestreiten, ist quatsch.“ Maik Klokow, Geschäftsführer der Stage-Holding, hält dagegen: „Es ist absoluter Unsinn.“

Klokow bestätigt, dass seine Firma die fünf Millionen Euro vom Land zurückhaben möchte, schließlich wolle die Stage Holding das Metropol ja nicht mehr haben. Über weitere Details der Übernahme des Theater des Westens durch die Stage Holding werde noch verhandelt. Klar ist aber, dass die 88 Angestellten im Theater des Westens zu den alten Konditionen ihrer Arbeitsverträge weiter beschäftigt werden müssen.

Die Lage ist verfahren. Für das kommende Jahr hat Berlin kein Geld, um im Theater des Westens auch nur die Lampen einschalten zu können. Die Zeit drängt, damit ein privater Betreiber die Regie übernehmen kann. Und für das Metropol sieht die Zukunft schon jetzt noch schwärzer aus als ohnehin. In der Verwaltung wird schon über den Abriss spekuliert. Matthias Oloew

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