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Berlin: Thekentanz: Speicher

Es ist so ziemlich der abgeschiedenste Ort dieser Welt, die Pitcairn-Insel im Pazifik. Die paar Menschen, die heute dort leben, sind allesamt miteinander verwandt, denn sie sind Nachkommen der Meuterer von der Bounty.

Es ist so ziemlich der abgeschiedenste Ort dieser Welt, die Pitcairn-Insel im Pazifik. Die paar Menschen, die heute dort leben, sind allesamt miteinander verwandt, denn sie sind Nachkommen der Meuterer von der Bounty. Im Berliner Kopf entstehen die stereotype Bilder auf Abruf. Kein Wunder, wenn das mittlere Tanzdeck der Disco "Speicher" an der Oberbaumbrücke, genannt "Pitcairn-Island", nicht ganz dem entspricht, wie man sich das Eiland vorstellt.

Das Publikum betritt auf einer wippenden Holzbrücke das Partydorado, zur linken ein kleiner Wasserfall. Plastik-Palmwedel, Plastik-Bananen, Plastik-Orangen. Der Tresen ist mit allerlei Schiffsaccessoires ausgestattet, zur Tanzfläche erstreckt sich ein Schiffsbug mit Plastik-Nixe. Auf der Pitcairn-Insel stehen die Gäste dicht an dicht, auf der kleinen Tanzfläche ist es rappelvoll. Der Discjockey versucht, die Gäste zum Mitgrölen zu animieren. Auf dem Programm stehen die aktuellen Hits der Charts. Und dann gibt es noch eine Live-Einlage. Frisch aus Mallorca. Ein Solo-Saxophonist bläst ins Horn, und fischt sich zwei Gogos aus der Menge: Silvia, bauchfrei, tanzt links, Jessica rechts.

Wer das nicht mag, hat im "Speicher" Ausweichmöglichkeiten. Auf Etage drei gibt es Latino-Musik und wenig Menschen. Also hinunter in den Keller. "Black Music" dröhnt aus den Lautsprechern, und es ist genauso voll wie auf der Insel. Gute Stimmung, maßvolle Preise: zehn Mark kostet der Eintritt, ein Bier ist schon für knapp unter fünf Mark zu haben - das ist es wohl, was die Disco mit der Terrasse hinter der East-Side-Galery so beliebt macht. Bei lauer Spätsommernacht kann man am Spreeufer stehen.

Die Frauen haben sich durchweg hübsch gemacht. Stundenlang. Es dauert eben, bis die vielen kleinen, bunten Kügelchen ins Haar geflochten sind, oder das ganze Glitterzeug so sorgfältig in den Strähnen und auf den Wangen verteilt ist. Die Männer sind mit weniger Sorgfalt und Liebe zum Detail da. Der Chic ist leger, das Goldkettchen prangt deutlich sichtbar. Es muss ja auch nicht immer ein neuer Flirt sein.

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