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Justizsenator Thomas Heilmann steht wegen eines angeblichen Interessenkonflikts bei der Gasnetzvergabe in der Kritik.

© dpa

Thomas Heilmann und "Ampere": Spannende Geschäfte

Thomas Heilmann hält seit 1998 Anteile am Energiehändler „Ampere“. Doch was macht das Unternehmen überhaupt – und hat es was mit der Gasag zu tun?

Noch am Abend nach dem Eklat in der Senatssitzung, beim SPD-Pressefest im Pavillon gegenüber dem Reichstag, war Finanzsenator Ulrich Nußbaum ordentlich unter Strom. In seiner Jacketttasche steckten Ausdrucke von Artikeln über das Energie-Dienstleistungsunternehmen „Ampere AG“, zu dessen Gründern und Teilhabern Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) zählt.

Nur eine einzige Erklärung könne es dafür geben, dass Heilmann am Vormittag als einziger Senator gar nicht erst mit abgestimmt hatte über die Senatsvorlage zur Vergabe der Gaskonzession, sagte Nußbaum, und spielte damit auf das bereits zuvor von ihm genannte mögliche „Befangenheitsgefühl“ Heilmanns an. Wenn der Justizsenator die Entscheidung für Berlin Energie aus rechtlichen Gründen nicht hätte mittragen wollen, dann hätte er ja, so Nußbaum weiter, einfach mit Nein stimmen können.

Die Fragen, die jetzt von Nußbaum aufgeworfen wurden, lauten: Spielen Geschäftsbeziehungen zwischen Ampere und Gasag-Anteilseigner Eon eine Rolle bei der Haltung Heilmanns, die Entscheidung gegen die Gasag für rechtswidrig zu halten? Gibt es ein Drohpotenzial von Eon gegenüber den Gesellschaftern von Ampere? Hätten die Gesellschafter Vorteile von einer Vergabe der Gaskonzession an die Gasag? Hätte Heilmann seine Beteiligung an Ampere im Zusammenhang mit der Gasentscheidung thematisieren müssen?

Grundlage für Nußbaums kritische Fragen im Senat an Heilmann ist eine Auseinandersetzung der Ampere AG mit dem Energieunternehmen Eon vor mehr als zehn Jahren – und deren friedliches Ende.

Ampere handelt Rabatte aus

Ampere, gegründet am Tag der Liberalisierung des Strommarktes 1998, handelt für kleinere und mittlere Unternehmen im Paket Rabatte bei Gas- und Stromanbietern aus. Von der Ersparnis zahlen die abnehmenden Unternehmen eine Provision von 25 Prozent an Ampere. Gegründet wurde Ampere von den Brüdern Arndt und Claus Rottenbacher. Von Beginn an und bis heute über Millennium Venture Capital finanziell beteiligt sind Thomas Heilmann sowie der heutige Tagesspiegel-Mitherausgeber und -eigentümer Sebastian Turner. Beide waren auch zeitweise im Aufsichtsrat des Unternehmens.

Im Jahr 1999 unterzeichnete der damalige Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses, Herwig Haase, einen Liefervertrag mit Ampere. Die SPD und die Grünen waren dagegen, weil sie Arbeitsplätze bei der Bewag in Gefahr sahen. Heilmann war damals noch nicht in der Politik. Heute hat das Land Berlin einen Vertrag mit Vattenfall, Grundlage war eine europaweite Ausschreibung.

Ampere machte 2012 1,5 Millionen Euro Gewinn

Im Jahr 2002 klagte Ampere gegen die Ministererlaubnis zur Übernahme von Ruhrgas durch Eon. Der Streit wurde schließlich außergerichtlich beigelegt. Dabei spielte Heilmann eine maßgebliche Rolle: Laut einer Pressemitteilung von Ampere aus dem Jahr 2003 war die Basis der Einigung „ein von Thomas Heilmann ... entwickelter Drei-Stufen-Plan“. Abgeschlossen wurde damals ein „Rahmenvertrag zur Lieferung von Strom und Gas mit der Ampere AG“. Ampere tritt den Energieanbietern gegenüber als Kunde auf und wählt unter mehreren Anbietern das günstigste Angebot aus. Wie der Rahmenvertrag mit Eon genau gestaltet war, ist nicht bekannt. Dieser Vertrag ist allerdings vor fünf Jahren ausgelaufen. Beteiligungen von Ampere oder deren Gesellschaftern an weiteren Energieunternehmen sind nicht bekannt beziehungsweise werden verneint. Die Beteiligung von Heilmann und Turner an Ampere ist über die Jahre mehrfach beschrieben worden, im Fall von Heilmann ist sie bei Wikipedia nachzulesen.

Laut Unternehmensregister hat Ampere das Jahr 2012 mit einem Bilanzgewinn von 1,5 Millionen Euro und mit einem Jahresergebnis von knapp 100 000 Euro abgeschlossen. Die Einsparungen, die Ampere in den vergangenen 15 Jahren durch Verhandlungen mit den Energieanbietern erzielt hat, werden auf 250 Millionen Euro geschätzt.

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