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Thomas Stillmann: Von der Vergangenheit eingeholt

Thomas Stillmann, der Chef von Windrose Air, gibt zu, dass er Kontakte zur Stasi hatte - aber dienstliche.

Die Karriere von Thomas Stillmann ist steil. Vom ehemaligen Mitarbeiter der DDR-Künstleragentur brachte er es zum Chef der größten Business-Fluggesellschaft im Osten Deutschlands. Seine Windrose Air bietet keine Linienflüge. Mit ihr düsen Top-Manager, Spitzensportler und Leute aus dem Showgeschäft fernab von Flugplänen und Großflughäfen mit ebenso kleinen wie luxuriösen Jets punktgenau von Ort zu Ort.

Jetzt hat den Durchstarter Stillmann die Vergangenheit eingeholt. Bereits als Schüler soll er in der DDR von der Stasi angeworben worden sein, meldete „Der Spiegel“ unter Berufung auf entsprechende Akten. Als Leiter des Ost-Berliner Interhotels und später als Mitarbeiter der Künstleragentur habe er Berichte geliefert. Laut Akte gebe es keine Verpflichtungserklärung, aber mehrere Decknamen sowie unterschriebene Berichte und Protokolle über Treffen mit Stasi-Vertretern bis Oktober 1989, was den Eindruck einer „tiefen Verbindung“ erwecke.

Stillmann wies die Vorwürfe über seinen Anwalt zurück und kündigte rechtliche Schritte an. Er gab zu, in seinen „gesellschaftlichen und dienstlichen Positionen selbstverständlich und zwangsläufig dienstliche Kontakte mit Vertretern der Staatssicherheit“ gehabt zu haben. Auch habe er regelmäßig Berichte an seine Chefs schreiben müssen, ohne zu wissen, was diese damit machen. Er sei aber „alles andere als angepasst“ gewesen und habe wegen seiner Gegenposition „massive Probleme“ bei Studium und Armeezeit gehabt. Der Mann, der sich selbst „Mr. Tempelhof“ nennt, spricht von einer „durchsichtigen Attacke gegen Tempelhof-Befürworter“.

Die Vorwürfe gelangten wenige Wochen vor dem Volksentscheid über die Zukunft des City-Flughafens an die Öffentlichkeit. Dieser Tage haben die Gegner der Offenhaltung – SPD, Grüne und Linkspartei sowie einige Verbände und Bürgerinitiativen – ihre Kampagne gegen den Weiterbetrieb des Airports gestartet. Windrose Air kämpft für dessen Erhaltung, investierte nach eigenen Angaben eine halbe Million Euro in eine kürzlich zurückgezogene Klage.

Der Windrose-Chef gehört zusammen mit dem Wirtschaftsweisen Bert Rürup und Bahnvorstand Norbert Bensel zum Advisory Board des Berlin Capital Clubs und ist Präsident des von ihm initiierten Bundesverbandes Mittelständische Luftfahrt. Aus einst einer Propellermaschine bei Windrose ist mittlerweile eine ganze Flotte von Businessjets geworden, die – wie in der Branche üblich – zum Teil ihren wohlhabenden Hauptnutzern gehören. Beim 15. Firmengeburtstag zählte auch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) zu den Gratulanten. Vor wenigen Monaten gehörte Stillmann zur Wirtschaftsdelegation, die Bundeskanzlerin Angela Merkel auf ihrer China-Reise begleiten durften. Jetzt muss Stillmann um den eigenen Ruf kämpfen.

Rainer W. During

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