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Berlin: "tick.et": BVG hält elektronischen Fahrausweis für bahnbrechend

Wenn ein Berliner in der New Yorker U-Bahn seine elektronische "Metro Card" durch das Lesegerät zieht und so sein Fahrgeld bezahlt, dann denkt er womöglich ironisch lächelnd an die Papier-Fahrscheine daheim. Dort schiebt er den Fahrschein in einen "Entwerter"-kasten, und der antwortet mit einem etwas provinziellen "Pling", wie es die "Entwerter" auch in Braunschweig oder Oberhausen tun.

Wenn ein Berliner in der New Yorker U-Bahn seine elektronische "Metro Card" durch das Lesegerät zieht und so sein Fahrgeld bezahlt, dann denkt er womöglich ironisch lächelnd an die Papier-Fahrscheine daheim. Dort schiebt er den Fahrschein in einen "Entwerter"-kasten, und der antwortet mit einem etwas provinziellen "Pling", wie es die "Entwerter" auch in Braunschweig oder Oberhausen tun.

In Zukunft soll sich der Berliner auch in der heimischen Bahn wie ein Weltstädter fühlen können, denn die BVG will, wie berichtet, zusammen mit der S-Bahn Berlin GmbH und dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) ab Frühjahr 2001 schrittweise das elektronische Ticket in Berlin einführen, bis das alte System im Jahr 2003 ganz abgeschafft ist.

Vor fünf Monaten beendeten BVG, S-Bahn und VBB einen sieben Monate dauernden Feldversuch, gestern präsentierten sie die Ergebnisse des Versuches und der anschließenden Befragung der annähernd 27 000 Testpersonen. Das System habe technisch gut funktioniert, die Test-Fahrgäste seien mit der Technik problemlos zurecht gekommen, und die Akzeptanz sei sehr groß gewesen. Mehr als drei Viertel der befragten Testfahrer bevorzugten das elektronische Ticket gegenüber den gewohnten Papier-Fahrscheinen.

Das neue Ticket-System haben die Berliner Verkehrsgesellschaften zusammen mit der Firma Motorola entwickelt, die die erforderliche Technik liefert. Man hofft, dass das Konzept an Verkehrsgesellschaften anderer Städte in der ganzen Welt verkauft werden kann.

Zwei Varianten der Zahlung schweben den Gesellschaften vor: Zum einen soll es die "Prepaid"-Karte geben, also ein Ticket, das der Fahrgast wie eine Telefonkarte im Voraus bezahlt. Zum anderen ist eine Karte vorgesehen, die in regelmäßigen Abständen per Bankeinzug bezahlt wird.

Bleibt die Frage: Was wird das elektronische Ticket die Fahrgäste tatsächlich kosten? Rüdiger vorm Walde, Vorstandsvorsitzender der BVG, antwortete auf diese Frage, er lasse sich jetzt auf keine Tarifdiskussion ein, genaue Zahlen stünden noch nicht fest, man werde sehen. Er gehe aber davon aus, dass Bus- und Bahnfahren durch das E-Ticket attraktiver würden. Er erwarte daher höhere Fahrgastzahlen und damit auch höhere Einnahmen.

Klar ist: Menschen, die wenig Bus und Bahn fahren und solche, die nur kurze Strecken zurücklegen, werden aller Wahrscheinlichkeit nach von dem neuen System profitieren. Ein weiterer Pluspunkt sind die geplanten flexiblen Fahrpreise: Zu Zeiten, in denen das Fahrgastaufkommen gering ist, können die Fahrpreise niedriger gestaltet werden. Gerade abends werden sich dann möglicherweise mehr Berliner dafür entscheiden, die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen. Welche Kosten kommen aber etwa auf Pendler zu, die täglich größere Strecken fahren müssen? Werden sie die Zeche für das weltstädtische E-Ticket zahlen?

Während die Internet-Provider kundenfreundliche "Flat-rates", also Pauschalgebühren, einführen, die besonders den Vielnutzern zugute kommen, wollen die Berliner Verkehrsgesellschaften die pauschale Monatsgebühr (Monatskarte) abschaffen. Was das die Berliner kosten wird, hat Herr vorm Walde nicht verraten.

Thomas Schrimpf

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