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Tiergarten: Senat gegen Fanmeile zur Fußball-EM

Die Fußballfans werden den kommenden Sommer nicht im sonnigen Tiergarten verbringen, sondern vor allem zu Hause oder in der Kneipe vor dem Fernseher. Denn der Senat will während der Fußball-EM 2008 keine Fanmeile im Tiergarten zulassen.

Nach der gestrigen Senatssitzung sagte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD): „Eine Fanmeile so wie bei der WM 2006 wird es nicht geben.“ Es habe zwar Interessenten gegeben, die ein solches Fest über vier Wochen organisieren wollten, doch das war dem Senat zu lange. Wowereit bot einen Kompromiss an: Der Senat könne sich vorstellen, „für eine Woche – während der beiden Halbfinale und des Endspiels – das Brandenburger Tor oder andere Plätze zur Verfügung zu stellen“. Allerdings müsse es „ja nicht immer das Brandenburger Tor sein“.

Wie Senatsssprecher Günter Kolodziej sagte, hatten Verkehrsplaner Bedenken, die Ost-West-Achse für so viele Wochen zu sperren. „Wir haben Möglichkeiten und Risiken abgewogen“, sagte er. Und letztlich sei man skeptisch, was das prognostizierte Interesse angeht. Die EM finde schließlich in Österreich und der Schweiz statt, sagte er. Anders als zur WM würden wohl kaum Fans aus aller Welt zum Public Viewing nach Berlin reisen. Zudem finden bei der EM nur zwei Spiele am Tag und nicht drei wie bei der WM statt; auch wird das erste um 18 Uhr angepfiffen und nicht schon um 15 Uhr. Ob Wowereit der Spreebogenpark als Treffpunkt zur EM lieber wäre, war nicht zu erfahren. Das Areal zwischen Hauptbahnhof und Kanzleramt war Wowereits Favorit zur WM 2006 – ehe er sich dann doch für die Straße des 17. Juni entschied.

Wie berichtet, hatten sich auch die Macher der WM-Meile um die Organisation im kommenden Jahr bemüht. Der damalige Chef Gerald Ponesky sagte nach Wowereits Entscheidung: „Nur drei EM-Spiele sind verdammt wenig.“ Er glaube, dass die Fans auch an Klassikern in der Vorrunde interessiert seien. „Wir geben noch nicht auf und warten die Begründung ab“, sagte er. „Vielleicht finden wir ja noch eine andere Lösung.“ Die WM-Arbeitsgemeinschaft – in der auch Willy Kausch mitarbeitet, der seit Jahren das Silvesterspektakel am Brandenburger Tor organisiert – hatte für das „Ziehharmonika-Prinzip“ plädiert: Bei weniger attraktiven Spielen könnten die Fans das Geschehen auf Leinwänden zwischen Brandenburger Tor und Yitzhak-Rabin-Straße verfolgen; bei wichtigen Spielen könnte die Strecke verlängert werden.

Die EM beginnt am 7. Juni mit dem Eröffnungsspiel in Basel; die beiden Halbfinalspiele finden am 25. und 26. Juni jeweils um 20.45 Uhr statt – das Endspiel folgt am Sonntag, dem 29. Juni. Wer die Vorrundenspiele der deutschen Mannschaft gemeinsam mit zehntausenden Fans gucken will, muss nun in die Alpenländer reisen. Oder nach Hamburg. „Wir richten auf jeden Fall ein großes Fanfest wie zur WM aus; wir filtern gerade die Angebote“, sagte ein Sprecher der Hansestadt. „Alle Berliner sind herzlich eingeladen, die Fußball-EM im Sommer bei uns in Hamburg zu gucken.“ AG/za

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