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Berlin: Tierisch tafeln

Luxuriös, bio oder kalorienarm: Auch Kleinvieh soll sich gesund ernähren – oder gleich im Restaurant „Cat’s& Dog’s“ auf der Grünen Woche speisen

Ein Hundeleben gilt gemeinhin nicht als exklusiv, weshalb man sich lange über den aufwändigen Lebensstil des Yorkshires Daisy gewundert hat, ständiger Begleiter des Münchener Modeschöpfers Moshammer. Wer durch die Ausstellungshalle 1.2 auf der Grünen Woche streift, fragt sich, wie sich jemals jemand darüber wundern konnte. Denn der Trend in der Ausstellung für „Heim-Tiere“ lautet: Genuss und Wellness.

Nehmen wir das „Cat’s & Dog’s Restaurant“. Auf dessen Speisekarte stehen „Lamm in Champagner“, „Huhn in Sekt“ und „Wild in Rotwein“ für Katzen und Hunde. Die edel gedeckte Tafel für ein Mehrgänge-Menü, Kerzenschein inbegriffen, soll zwar vor allem Aufmerksamkeit erregen, denn Tier-Restaurants mit Tellern und Besteck aus Silber gibt es bisher vor allem im Amerika. „Ob das in Deutschland in dieser Form einmal toleriert wird, kann man heute noch nicht sagen“, bemerkt eine Ausstellerin. Zumindest das Menü im „Cat’s and Dog’s“ ist ernst gemeint.

Nur wenige Meter weiter wird der kalorienbewusste Hund fündig. Die „Sport Snacks“, gebe es nun auch als Light-Variante, sagt die freundliche Frau am Stand für Tier-Ergänzungsnahrung. Für besonders sensible Mägen empfiehlt sie den „Sport Snack Senior“ und für Katzen generell Vitaminpasten aus der Tube. „Die schlecken Ihre Lieblinge Ihnen vom Finger.“ Auch Käserollies empfiehlt sie, eine Art Chips mit Käsegeschmack. „Ein Renner, wirklich. Und sehr, sehr gesund.“

Die Dame von der Konkurrenz preist vegetarisches Hunde- und Katzenfutter an. „Die Richtung Kürbiskerne ist derzeit stark im Kommen.“ Das Rentnerehepaar, das sie berät, ist noch nicht restlos überzeugt. „Wir überlegen es uns nochmal“, sagt die Frau.

Irgendwie sind alle auf dem Bio-Trip – da müssen auch die Haustiere mit. So wenig Chemie wie möglich werde gewünscht, dafür möglichst viel Natur, sagen die Händler. Der Berliner Meerschweinchen- und Nager Club e.V. führt eine Palette alternativer Wohlfühlprodukte: Himalaya-Salzlecksteine für den gemeinen Hamster oder beruhigende Johanniskraut-Drinks für mongolische Rennmäuse. Außerdem soll die bei Menschen längst beliebte Wohlfühl-Pflanze Aloe Vera jetzt auch Kaninchen jung halten. Der nächste Trend, mutmaßen einige Händler, sind verbesserte Zahnpflegeprodukte.

Marc Neller

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