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© Peters

Tierpark-Umbau: Auf Safari in Friedrichsfelde

Einen Eisbär Knut hat der Tierpark Friedrichsfelde nicht zu bieten, aber dafür drei Elefantenbabys. Nun soll er umgebaut werden, damit die Besucher näher an die Tiere herankommen können und der Besuch zum Tageserlebnis wird.

Die Löwen gucken aufmerksam. Die Berliner Familie schaut zurück, sie kann sogar die dünnen Haare um ihr Maul herum erkennen und sieht die messerscharfen Krallen aus nächster Nähe. Nur eine Scheibe trennt die potenzielle Beute vom König der Tiere. So könnte ein Besuch im Berliner Tierpark in Zukunft aussehen. Die Zoologischer Garten Berlin AG, zu der auch der Zoo und das Aquarium Berlin gehören, plant, den Tierpark in einem Zeitraum von 15 Jahren für 80 bis 200 Millionen Euro auszubauen. „Wir wollen, dass für Besucher der Eindruck entsteht, mitten in der Landschaft zu sein“, sagte Zoo-Vorstand Gerald Uhlich.

Im Wuppertaler Zoo beispielsweise werden Besucher unter das Löwengehege geleitet und können aus einem Sichtfenster in einem Felsen den Tieren zuschauen. Auch im Berliner Tierpark soll man „rund um sich herum oder unter sich Tiere haben“, beschreibt Uhlich die Zukunft. Das könnte zum Beispiel mit einer Hängebrücke umgesetzt werden. Der Tierpark im Osten der Stadt ist von der Fläche her für einen Stadtzoo einzigartig in Europa. Das Gelände umfasst 160 Hektar und ist damit fünf Mal größer als der Zoologische Garten. Da ist genug Platz für ganze Herden. So ist heute schon die größte Elefantenherde Europas zu sehen. Das Wegenetz ist 25 Kilometer lang. „Wir haben die Chance, große Tiere, die Auslauf brauchen, zu halten. Das wollen wir nutzen“, sagte Uhlich. Insbesondere solle sich der Tierpark in Friedrichsfelde deutlicher vom Zoo unterscheiden.

Tierpark-Besuch soll zum Tageserlebnis werden

So setze der Tierpark in Zukunft verstärkt auf Huftiere, und auch sein Charakter als Landschaftspark solle stärker hervorgehoben werden. Außerdem bedienen beide ein unterschiedliches Klientel. Während der Zoo viele Touristen anziehe und sich nach Auskunft des Unternehmens – auch dank Eisbär Knut – zum größten Touristenmagneten der Stadt entwickelt habe, werde der Tierpark vor allem von Familien aus dem Einzugsgebiet besucht. 2006 waren 2, 5 Millionen Menschen im Zoo, durch den Tierpark schlenderten 866 000. Künftig soll sich der Weg zu den über 8700 Tieren in Friedrichsfelde noch mehr lohnen. Normalerweise würden Zoobesucher nicht länger als 45 Minuten Anfahrtszeit in Kauf nehmen und sich nicht länger als drei Stunden aufhalten. „Wir wollen den Besuch im Tierpark zu einem Tageserlebnis werden lassen“, verkündete Uhlich. Das Angebot solle einzigartig sein. Bis alle Details feststehen, kann es allerdings noch ein bis zwei Jahre dauern.

Vor allem am Finanzierungskonzept wird das Unternehmen noch arbeiten müssen. So seien die genannten Investitionen von 80 bis 200 Millionen Euro derzeit nur Wunschsummen, machte Uhlich deutlich. Er hofft etwa auf Fördergelder der Deutschen Klassenlotterie Berlin, die auch heute schon Mittel bereitstellt. Diese sind allerdings projektbezogen und variieren dementsprechend. „In den letzten Jahren waren es eher geringe Beträge. Es waren aber auch schon Summen im zweistelligen Millionenbereich darunter“, erklärte Uhlich. Auch über weitere Finanzierungsmodelle werde bereits gesprochen. Welche das genau sind, wollte Uhlich nicht verraten.

Kein Knut, aber drei Elefantenbabys

Fest steht, dass das Land Berlin für Investitionszahlungen nicht zur Verfügung steht. Es übernimmt nur laufende Unterhaltungskosten, nach einem festgelegten Vier-Jahres-Plan, der in diesem Jahr ausläuft und dann neu verhandelt werden muss. Jedes Jahr erhält der Zoo laut Vertrag fünf Prozent weniger Geld, im Jahr 2006 waren es beispielsweise 2,1 Millionen Euro für den Zoo und 6,7 Millionen Euro für den Tierpark.

Der älteste Zoo Deutschlands aus dem Jahre 1844 und der 1955 gegründete Tierpark gehören seit 1994 zusammen. Erst 2005 wurden die kaufmännischen Bereiche zusammengelegt, so dass die Strategien besser aufeinander abgestimmt werden konnten. Zwar kann der Tierpark nicht mit einem Knut aufwarten, doch waren zuletzt auch drei Elefantenbabys Lieblinge der zahlenden Besucher.

Matthias Jekosch

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