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Berlin: Tod auf der Baustelle

Die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle ist drastisch gestiegen: In zehn Wochen kamen sechs Beschäftigte ums Leben

Die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle in Berlin ist stark gestiegen. Allein in den vergangenen zehn Wochen starben sechs Arbeiter bei einem Unfall an ihrem Arbeitsplatz. Im gesamten Jahr 2002 gab es insgesamt zehn Todesfälle, und 2001 sogar nur drei tödliche Unfälle. Vier der Unfälle der letzten Wochen ereigneten sich nach Angaben des Landesamtes für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit (Lagetsi) auf Baustellen. Im Rahmen einer EU-weiten Aktion zur Sicherheit beim Bau wird das Amt jetzt Schwerpunktkontrollen veranlassen. Abstürze etwa von Gerüsten sind die häufigste Unfallursache; in einem anderen Fall wurde ein Arbeiter von Baumaterial zerquetscht.

In der Hochzeit des Baubooms in Berlin gab es in den 90er Jahren durchschnittlich rund 20 Tote auf den Baustellen. Diese Zahl sank erheblich, nachdem 1998 die so genannte Baustellenverordnung in Kraft trat, in der bestimmte Sicherheitsstandards festgeschrieben sind. Unter anderem muss es jetzt einen Koordinator für Sicherheitsfragen geben, der auch als haftender Ansprechpartner für die Behörden gilt. Im Falle eines schweren Unfalls wird das Lagetsi gemeinsam mit der Kriminalpolizei aktiv. Bei vorliegenden Sicherheitsmängeln kann die Baustelle stillgelegt werden, bis die Mängel beseitigt sind. Das Lagetsi kann dazu auch ein Zwangsgeld androhen. Zudem können Verstöße strafrechtlich geahndet werden.

Worauf die Zunahme an Unfällen zurückzuführen ist, kann Lagetsi-Sprecher Robert Rath nicht sagen. Allerdings sei wahrscheinlich, dass der immer stärker werdende Kostendruck beim Bau sich auch negativ bei den Sicherheitsmaßnahmen auswirkt.

Für die Gewerkschaft IG BAU (Bauen, Agrar, Umwelt) gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen den vielen Unfällen und der illegalen Beschäftigung auf Baustellen. Immer öfter würden dort nicht-qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland arbeiten, die oft des Deutschen nicht mächtig seien, sagte Gewerkschaftssekretär Michael Bormann. Diese Leute würden nicht richtig ausgerüstet, hätten beispielsweise keine Helme oder Sicherheitsschuhe, zudem seien sie nicht in der Lage, die deutschen Sicherheitsbestimmungen zu verstehen.

Aber auch jenseits des Baus lauern tödliche Gefahren. Vor zwei Wochen beispielsweise erlitt ein 26-Jähriger in einem Zugwartungswerk in Friedrichshain einen tödlichen Stromschlag, bei Rangierarbeiten hatte ein Zug unter Strom gestanden. Noch ermittelt die Kriminalpolizei, wie es zu diesem Unfall kommen konnte und ob der Fall an die Staatsanwaltschaft übergeben werden muss.

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