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Auflauf am Tor. Schaulustige versammelten sich vor dem Spandauer Kriegsverbrechergefängnis, nachdem der Tod des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß bekannt geworden war.

© dpa

Todestag von Rudolf Heß: Rechtsextreme kleben Nazi-Propaganda

Vor 25 Jahren nahm sich Hitlers fanatischer Anhänger Rudolf Heß im Spandauer Kriegsverbrechergefängnis das Leben. Zum Jahrestag des Toten tauchen wieder einschlägige Aufkleber auf. Die kranke Verherrlichung des „Häftlings Nummer 7“ hat noch immer kein Ende.

Genau 25 Jahre ist es nun her, dass Rudolf Heß sich im Spandauer Kriegsverbrechergefängnis vom Leben in den Tod beförderte – doch der kranke Kult um den „Führer-Stellvertreter“ hat noch immer kein Ende. Wie ein Polizeisprecher am Donnerstag sagte, waren schon am Mittwoch vormittags in der Umgebung des Wildhüterwegs in Buckow rund 80 Plakate mit Bezug auf den Todestag entdeckt worden; im Verlauf des Tages kamen hunderte Papierstreifen mit dem Aufdruck „Mord an Rudolf Heß verjährt nicht“ hinzu, Unbekannte hatten sie von einem Parkdeck in der Johannisthaler Chaussee geworfen.

Der 17. August 1987 war der Tag, an dem der 93-jährige „Häftling Nummer 7“ in einem Gartenhäuschen des Gefängnisses leblos mit einem Elektrokabel um den Hals gefunden wurde. Er starb wenig später im britischen Militärhospital. Die offizielle Version der Selbsttötung wurde allerdings nicht nur von Neonazis, sondern auch von der Familie und dem ehemaligen Gefängniskommandanten Eugene Bird angezweifelt. 46 Jahre hatte Heß in Spandau zugebracht, war seit 1966 der einzige Häftling, im Monatsturnus abwechselnd bewacht von den Soldaten der vier Siegermächte – eine historische Kuriosität. Am Widerstand der sowjetischen Seite waren alle Versuche gescheitert, den Greis weniger aufwendig unterzubringen oder gar zu begnadigen.

Die Aufnahme zeigt Hermann Göring (l.), Rudolf Heß sowie Karl Dönitz (dahinter) 1946 auf der Anklagebank im Nürnberger Justizpalast. Wegen Verbrechen gegen Frieden und Menschlichkeit verurteilten die Richter Heß zu lebenslanger Haft im Spandauer Kriegsverbrechergefängnis.
Die Aufnahme zeigt Hermann Göring (l.), Rudolf Heß sowie Karl Dönitz (dahinter) 1946 auf der Anklagebank im Nürnberger Justizpalast. Wegen Verbrechen gegen Frieden und Menschlichkeit verurteilten die Richter Heß zu lebenslanger Haft im Spandauer Kriegsverbrechergefängnis.

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Unmittelbar nach Heß’ Tod hatten sich viele Neonazis vor dem Gefängnis versammelt und hielten dort Hof für zahlreiche Kamerateams, eine Reichskriegsflagge wurde gezeigt, die Schar grölte „Deutschland, Deutschland über alles“. Auch biedere Bürger legten Blumen nieder. Die Polizei riegelte Zufahrtsstraßen ab. Zum Jahrestag des Todes tauchten immer wieder einschlägige Aufkleber auf.

Der Abriss des Gefängnisses, eines wilhelminischen Zweckbaus ohne besondere Eigenschaften, blieb umstritten. Der Senat sprach sich zunächst dafür aus, ging dann aber auf Distanz; Prominente wie Rolf Hochhuth oder Klaus Wagenbach setzten sich für die Erhaltung als bedeutendes Monument der Geschichte ein, konnten aber den Abriss 1987 nicht verhindern. Den Ausschlag der Debatte gab die Befürchtung, es könne dort eine Pilgerstätte für Neonazis entstehen.

Heß, der als Mitverfasser des Buchs „Mein Kampf“ und Hitler-Verehrer galt, war 1941 nach Schottland geflogen, um Friedensverhandlungen mit den Briten zu erreichen. Er wurde interniert und 1945 dem Nürnberger Kriegsverbrechertribunal überstellt.

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